Archiv für April 2010

15. Tag (Mittwoch, 14.04.2010) Sonoita – Blyth

Donnerstag, 15. April 2010

15. Tag (Mittwoch, 14.04.2010) Sonoita (Arizona) – Blyth (Kalifornien)

Um 7.30 h serviert uns Cherryl Rogos gemeinsam mit ihrem Mann Ron wieder ein Hacienda-Frühstück (dürrer Kaffee, wie gehabt, Fruchtsalat mit Jogurt, wie gehabt, Orangensaft, komische gebratene Wurst, in der scheinbar alles vorhanden war, was irgendwie reinpasste und Auflaufkuchen). Großzügigerweise durften wir die beiden übrig gebliebenen Auflaufkuchenstücke mitnehmen. Mit großem Bohey wurden wir verabschiedet und aufgefordert, bei unserem nächsten Besuch in der Gegend auf jeden Fall vorbeizuschauen. Das muss man nicht besonders ernst nehmen, das machen alle Amerikaner so, wenn man dann aber tatsächlich erscheint, wird man nur unverständlich angesehen. Aber vielleicht haben sie es ja auch so gemeint, wie sie es gesagt haben. Die Illusion war jedenfalls perfekt. Ich will den beiden aber an dieser Stelle nicht unrecht antun, sie waren wirklich sehr nett und zuvorkommend. Allerdings haben sie nie die Betten gemacht und unser Zimmer aufgeräumt. Für $ 109,00 pro Nacht hatten wir das jedenfalls erwartet.

Um 10.00 h starten wir in Richtung „WEST“. Das ist ziemlich einfach, es gibt nur eine einzige Straße aus dem Kaff heraus. Unsere Hacienda war zwar vom Feinsten, aber auch zu verkaufen. Ron und Cherryl wollen nach Washington State umziehen. Ihr Anwesen soll etwa  $ 1,5 Millionen bringen. Verkaufen wollen aber, so scheint es jedenfalls, fast alle in der Gegend ebenfalls. Überall stehen Schilder mit „for sale by owner“ herum.  Sonoita ist nach etwa 15 Meilen Fahrt zu Ende, auch die „For Sale“-Schilder hören auf. Genau am Ortsausgang hält uns die „Border Police“ an und kontrolliert, ob wir nicht einen eingeschmuggelten Mexikaner an Bord haben. Die mexikanische Grenze ist nur ein paar Meilen entfernt und ziemlich gut mit einem drei Meter hohen Zaun abgesichert (und zwar von Kaliforniens Pazifikküste bis weit nach New Mexiko hinein). Darüber hinaus wird ständig patrouilliert und überwacht und auf allen Ausfallstraßen sind immer wieder Sperren der Border Police eingerichtet, die noch einmal extra jeden Wagen und jedes Motorrad einzeln in Augenschein nimmt.

5 Meilen später ist eine Baustelle. Am Anfang der Baustelle steht eine Frau und hält ein Stopp-Schild in die Höhe. Sie steht da wie angewurzelt und würdigt uns zunächst keines Blickes. Als wir sie fotografieren, lächelt sie jedoch. Wir warten 10 Minuten auf ein Fahrzeug, das uns durch die Baustelle geleiten soll. Als dieses Fahrzeug endlich kommt, dreht die Dame das Schild um und wir lesen: „Slow, follow the pilot car!“. An der Rückseite des Autos steht nur „FOLLOW ME“. Wir fahren hinterher, etwa 3 Meilen weit, dann biegt der „Pilot Car“ ab und wir können ungehindert weiterfahren. Am Ende der Baustelle steht auf der anderen Seite ebenfalls eine Dame mit dem gleichen Schild für den Gegenverkehr. Eine Ampel wie bei uns würde glatt weg wenigstens drei Arbeitsplätze vernichten, im Drei-Schichtbetrieb sogar wenigstens 9.

Die Fahrt geht weiter durch unendliche Weiten. Die Strecke ist nicht besonders ansprechend, aber wir müssen bis morgen Abend in Los Angeles sein. Heute und morgen sind die eher öden Tage unserer Reise. Lediglich vor der Grenze von Arizona zu Kaliforniern wird die Landschaft etwas ansprechender. Überall stehen plötzlich große „Organ Pipe“-Kakteen herum. Einzelne können über 20 Meter hoch werden. Aber sonst fahren wir auf der Autobahn „I 10 West“ (das I steht für Interstate) immer nur geradeaus. In „Phoenix“, der Hauptstadt von Arizona wird es augenblicklich voller. Die vormals dreispurige Autobahn wird plötzlich zur vollen 7-spurigen Piste. Aber das dauert auch nur ungefähr 40 Minuten (oder rund 25 Meilen), dann ist der Spuk wieder vorbei und die Geradeausfahrerei geht weiter. Schließlich kommen wir in „Blyth“ an. „Blyth“ liegt genau an der Grenze zwischen Arizona und Kalifornien, exakt am Grenzfluss „Colorado“. Wunderbar, den haben wir ja schon gesehen: Der Colorado wird sich weiter durch Kalifornien schlängeln und dann irgendwo zwischen San Diego und Los Angeles in den Pazifik münden.

Unser Motel in Blyth nennt sich „Knights Inn“ und wird von einer indischen Familie betrieben. Es hat natürlich Internet, einen Swimming Pool und zwei riesige Betten. Es ist sehr warm hier, wie im übrigen schon auf der ganzen heutigen (langweiligen) Fahrt. Wir haben in der Spitze fast 30 Grad C. erreicht.  Wir werden jetzt zum Abendessen abziehen, in einer Tankstelle ein paar Bier kaufen und die dann wegputzen, schließlich in unsere King-Size-Betten fallen (jedes einzelne 2 x 2 Meter) und morgen in der Frühe nach Los Angeles aufbrechen.

Wirklich Aufregendes haben wir heute nicht erlebt, sieht man einmal von der Border Police Kontrolle ab (die haben wir auch vor Tombstone erlebt, aber keiner von den Policemen hat ernsthaft vermutet, dass wir einen Mexikaner in unseren Mopedtaschen einschmuggeln wollten), der Baustelle an der Straße und der vor der Grenze zu Kalifornien erfolgten Lebensmittelverbotseinfuhrkontrolle ab. Ach ja, wir haben auch noch im moteleigenen Pool gebadet.

14. Tag (Dienstag, 13.04.2010) Reiten in Sonoita

Mittwoch, 14. April 2010

14. Tag (Dienstag, 13.04.2010) Reiten in Sonoita

Heute nun soll es soweit sein. Bereits vor dem Weckergeklingel sind wir wach, komisch oder? Berthold war gestern nach seinem 6-Stunden-Ritt doch ziemlich kaputt, jedenfalls hatte er Muskelschmerzen an Ecken, an denen er gar keine Muskeln vermutet hatte. Nun denn, wir frühstücken das von Cheryl Rogos zubereitete „homemade“-Frühstück (heute gibt es aufgeschnittene, in Butter satt eingelegte und dann auf der Pfanne gebratene Croissants mit Ahornsirup, Apfelsaft, wieder Früchte mit Jogurt und superdünnen Kaffee) und machen uns zur Pferdefarm auf.

Dort befinden sich mindestens 15 Leute, die ebenso viele Pferde in einen riesigen Truck verladen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der für mich heute vorgesehene „Barnabas“ auch dabei ist und bin irgendwie erleichtert. Die Pferdesache geht mir offensichtlich mehr aufs Gemüt als ich dachte. Ron Izo Frau March stürmt auf uns zu und begrüßt uns begeistert. Sie bietet Kaffee an, den wir ohne Angst vor einem Koffein-Schock trinken können, und macht nicht den Eindruck, dass unsere Reiterei heute ausfallen könnte. Im Gegenteil, sie bittet uns zur Kasse, $ 102,12 für jeden von uns. Als wir wieder draußen sind, sind der Truck mit den verladenen Pferden und die Leute verschwunden und in der Ecke stehen drei Gäule: Führer Kens Pferd „Thunder“, Bertholds „Joshua“ und mein gestriger Klepper „Light“. March sieht wohl mein verdutztes Gesicht und meint, „Light“ hält drei bis vier Stunden mit mir gut aus. Die Viecher sind komplett ausreitfertig, nur die Steigbügel müssen noch ein wenig verlängert werden, die von „Light“ meine ich. Als alles erledigt ist, bittet mich Ken zum Aufsitzen. Dafür führt er „Light“ in eine kleine Erdsenke und meint „Hurry up!“. Ich fühle mich gar nicht angesprochen, bin aber eindeutig gemeint. Also halte ich mich wie ich es gestern bei Berthold gesehen habe mit der linken Hand an der Mähne fest, bringe meinen linken Fuß im Steigbügel (irgendwie) unter, packe mit der rechten Hand den hinteren Teil des Sattels an, schwinge mich auf den von Ken festgehaltenen „Light“ und fliege fast auf der anderen Seite wieder herunter. Meine Güte, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Kaum sitze ich einigermaßen im Sattel, soll ich schon wieder absteigen. Man müsse beides können, so Ken, und ich gehorche (entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten, aber mit Schlitzaugen) widerspruchslos. Dann wird Berthold auf „Joshua“ gehoben und ich soll mit „Light“ an der Leine auf dem Hof herumspazieren, damit er sich an mich gewöhnen kann. Wie soll das bloß enden? Schließlich bin ich wieder dran, steige auf wie beim ersten Mal, nur ohne das „Gleich-wieder-runterflieg-Gefühl“. Kaum habe ich mich einigermaßen eingerichtet, geht es auch schon los. Vorneweg Ken, dann Berthold und hinten „Light“ mit mir. Es funktioniert, allerdings muss ich auch gar nichts machen. „Light“ läuft grundsätzlich hinter Berthold „Joshua“ her, ob ich nun an den Zügel zuppele oder nicht. Ich könnte genauso gut ohne Zügel losziehen. Aber mir ist es zunächst ganz recht. Mit beiden Händen am Sattelknauf und irgendwie schief sitzenden ziehen wir dahin. Mit der Zeit stabilisiert sich die ganze Sache und ich reite freihändig. Die Rechte schwingt frei an meiner Seite und in der Linken halte ich lässig die Zügel. Ein gewisses Pferdegleichgewicht stellt sich ebenfalls erstaunlich schnell ein und es geht locker dahin. Die Pferde werden im Westernstil geritten. Das Pferd reagiert tatsächlich durch Schenkeldruck und durch berühren der Zügel am rechten oder linken Hals. Meine Zuppelei an den Zügeln hat den guten „Light“ nur verwirrt, er konnte damit nur wenig anfangen. Jetzt, wo ich wie John Wayne reite, gelingt mir auch der eine oder andere leichte Spurwechsel. Es wird immer besser. Die Landschaft, die wir passieren wird genießbar. Es ist wirklich phantastisch. Wir sehen herumziehende Antilopen, passieren mehrere ausgetrocknete Flussbetten, traben einen leichten Berghang hinauf um dann auf der anderen Seite einen steileren mit Steinen übersäten Abhang hinunter zu reiten. Ken meint, wir sollten nicht eingreifen und die Pferde ihren Weg alleine suchen lassen. Diese Anweisung kommt mir sehr zu passe. Ich wüsste auch gar nicht, welchen Weg mein Pferd von mir gesteuert einschlagen sollte, weil ich gar keinen Weg ausmachen kann. Aber „Light“ macht das schon. Langsam fangen verschiedene Körperteile um die Hüfte herum an, komische Signale zu senden. Ken scheint das zu merken und ordnet eine Pause an. Dankbar nehmen Berthold und ich und wahrscheinlich auch unsere Pferde den Pausenvorschlag an. Wir trinken etwas, bekommen gezeigt, wie Indianer sich in der Wildnis mit Nadel und Faden versorgt haben und die Pferde knabbern an irgendwelchem Grünzeug am Boden.

Das mit der Nadel und dem Faden geht übrigens so: man suche sich eine Agavepflanze, schneide die Spitze, die ja wie ein Dorn aussieht und auch ein solcher ist, mit einem scharfen Messer rund herum an und ziehe dann eine lange mit dem Dorn fest verbundene wie ein Faden biegsame Faser heraus. Die Indianer wussten sich gut zu helfen, ganz offensichtlich.

Nach dieser wunderbaren Pause geht es weiter. Nach etwa 2 Stunden Ritt spüren wir nichts mehr. Die Nerven in den kritischen Bereichen unserer Körper scheinen sich verabschiedet zu haben. Das merken wir, als plötzlich wieder eine Pause angesagt wird, mit Absteigen und anschließendem Fußmarsch. Wir kommen kaum aus dem Sattel und können auch kaum richtig laufen. Aber die Pferde scheinen es zu genießen. Sie machen jedenfalls komisch, als wir wieder aufsteigen wollen. „Light“ dreht sich ständig weg von mir, so dass Ken schließlich ein Machtwort spricht. Er brüllt den Guten an und der steht stocksteif neben mir. Ich sitze auf und bin sehr froh, als ich wieder oben bin. Das Reiten ist wesentlich bequemer als das selber laufen. So ziehen wir noch etwa 1,5 Stunden dahin, bis wir die Farm wieder erreichen. Die Pferde, jedenfalls mein Light“ und Bertholds „Joshua“, sind wesentlich ruhiger geworden. Berthold und ich haben sie mit unseren Reitkünsten „gezähmt“, und zwar schlicht mit dem Einsatz unserer Körpermasse. Jedenfalls hatten die beiden Gäule am Ende nur noch wenig entgegenzusetzen.

Es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir sind durch eine Landschaft geritten, die jedem Western zur Ehre gereicht. Tatsächlich sind sehr viele alte Western mit John Wayne und anderen Wildwestgrößen nicht nur im Monument Valley in Utah, sondern auch hier in der Gegend gedreht worden. Bestens gelaunt verabschieden wir uns von unserem Führer Ken und fahren zum Lunch in das nahe Sonoita. Wir verspeisen einen „shreddered Hamburger“, was wir aber bei der Bestellung nicht gewusst haben (das mit dem geschreddert), weil wir ihn sonst nicht bestellt hätten. Aber er schmeckt ganz gut, vielleicht liegt es auch nur am Ketchup, den wir flaschenweise drauf tun. Dann tanken wir die Mopeds auf, kaufen ein Sandwich für heute Abend und ein 12-Pack Budweiser, auch für heute Abend.

13. Tag (Montag, der 12.04.2010) Rund um Sonoita

Dienstag, 13. April 2010

13.Tag (Montag, der 12.04.2010) Reiten oder sonst etwas in Sonoita

Nach einem guten hausgemachten Frühstück, die Hausherrin hat Eierpfannkuchen mit Käse zubereitet, dazu gibt es gebratenen Kochschinken und Bratkartoffeln sowie Obst, Jogurt und Kaffee, checken wir noch einmal die E-Mails und erfahren, dass der Pferdefritze uns bereits erwartet. Er hat gestern Abend um 11.30 h endlich eine Mail geschickt, die wir aber nicht mehr gelesen haben. Also umziehen und reitfertigmachen und dann ab zu Ron Izo. Als wir erscheinen, stehen schon drei Pferde fix und fertig gesattelt vor uns. Ron Izos Frau guckt aber komisch, als sie mich sieht. Ich denke mir zunächst nichts dabei, werde aber sofort auf eine Waage beordert: 240 amerikanische Pfund, eben rund 100 kg, zeigt die Waage an. Berthold wird der gleichen Prozedur unterzogen und kommt auf 230 amerikanische Pfund. Die Izos beraten und beraten und kommen schließlich zu dem Schluss, dass für die Gäule zu schwer sei, mich mit meinen 240 Pfund, amerikanischen Pfund, 8 Stunden lang durch die Gegend zu schleppend. Ken, der Pferdeknecht und Führer des Trails, ist offensichtlich auch dieser Meinung. Bei Berthold ist es aber möglich. Wir beratschlagen kurz die Situation und beschließen, dass Berthold mit Ken alleine losziehen soll und ich mit dem wesentlich willigeren Bike meine eigenen Runden drehe. Morgen wollen wir dann einen dreistündigen Ritt gemeinsam unternehmen, den die Pferde wohl aushalten. Mir ist das gar nicht so unrecht, denn das mir zugewiesene Pferd namens „Light“ macht nicht gerade den stärksten Eindruck. Berthold Pferd heißt „Joshua“ und scheint recht willig zu sein. Nach einigem hin und her und einem offensichtlich obligatorischen Gebet reiten Berthold und Ken schließlich von dannen.

Mir werden noch die anderen Pferde gezeigt, die alle bis auf die Erstgeborenen einen biblischen Namen haben.  Morgen soll ich auf „Barnabas“ reiten. Der biblische Barnabas war jedenfalls ein zäher Hund, der trotz aller ihm von Gott zugewiesenen negativen Aufgaben ziemlich alt geworden ist. Meinem „Barnabas“ steht jedenfalls einiges bevor. Dann erhalte ich mein Lunchpaket (Apfel, Keks, Pringelsschachtel und belegtes Weißbrot) und ziehe ebenfalls von dannen.

Ich fahre mit dem Motorrad einfach die Straße weiter, die zur Pferdefarm führt, ohne zu wissen, wohin es geht. Die Straße ist nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht. Ich fahre durch endlose Weiten, langgestreckte Täler, sehe weidende Kühe und kleinere Weinberge und überall Schilder „sold by owner“. Offensichtlich wollen hier alle aus welchen Gründen auch immer ihre Anwesen verkaufen. Auch unser Haciendabetreiber will verkaufen, jedenfalls haben wir das entsprechende Schild heute Morgen am Eingang entdeckt. Nach ungefähr 20 Meilen taucht plötzlich ein Schild auf, auf dem auf einen Nationalpark in weiteren 20 Meilen hingewiesen wird, den „Coronado National Forest“ und einen „Parker Lake“. Also fahre ich gemütlich weiter und harre der Dinge, die da wohl kommen werden. Schließlich erreiche ich den Park samt See. Wieder bin ich sehr beeindruckt. Der See liegt am unteren Ende einer steil aufsteigenden Bergkette, ist tief blau und wunderschön anzusehen. Es sind mehrere feste Tische und Bänke aufgestellt, alle mit eigner Feuerstelle zum Grillen, aber niemand treibt sich hier herum. Plötzlich erscheinen zwei weitere Biker, die sich zu mir gesellen. Sie kommen aus Colorado und sind auf einer zweiwöchigen Rundreise. Sie wussten von dem See und haben ihn gezielt angefahren, sie wussten aber nicht, warum es überhaupt keine Hinweisschilder zu dieser Naturschönheit, die obendrein noch eine Art Nationalpark ist, gibt. Wir reden eine ganze Weile weiter. Sie wollen wissen, woher ich komme, wie ich die USA finde, was mir gut gefällt und so weiter und so fort, und geben mir dann Tipps, wo ich noch alles hinfahren könnte. Dann wollen sie weiter in Richtung El Paso, New Mexico. Ich schwärme ihnen noch schnell etwas von der Innenstadt El Pasos vor (hier steht angeblich das älteste feste Gebäude Nordamerikas, der ehemalige spanische Gouverneurspalast) und die beiden ziehen davon. Dann genieße ich noch für etwa eine Stunde die herrliche Aussicht auf den See, esse mein Lunchpaket und fahre wieder zurück in unsere Hacienda. Berthold ist noch nicht da, aber es ist ja auch erst 15.00 h. Wahrscheinlich muss er, bevor er kommt, noch das Pferd entsatteln, striegeln und die Hufe auskratzen. Ich bin für heute jedenfalls froh darüber, dass mein Motorrad nur abgestellt werden muss, aber auch gespannt darauf, was Berthold so zu erzählen hat.  

Berthold kommt schließlich gegen 16.30 h einigermaßen zerschlagen aber hochzufrieden vom Reiten zurück. Er hat eine schöne Tour durch die weiten Ebenen um Sonoita gemacht. Anstrengend war die Angelegenheit aber doch. Dennoch ist Berthold sehr zufrieden und freut sich schon auf morgen, wenn ich ebenfalls mit reite.

Nach einer Nachmittagssiesta fahren wir noch schnell in unser Stammsteakhouse und speisen genüsslich zwei wundervolle Hamburger, was auch sonst.

11. und 12. Tag (10./11.04.2010) Tombstone bis Sonoita

Montag, 12. April 2010

11. Tag (Samstag, 10.04.2010) St. Johns – Tombstone

Wieder wird bei Grandma gefrühstückt, heute die berühmten Huevos Rancheros. Grandma macht das sehr gut. Dann starten wir in Richtung Tombstone, das nun schon zum dritten Mal auf dem Programm steht. Die Wyatt-Earp-Stadt und ihre Geschichte um den Gunfight am OK-Corall haben einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen. Die Fahrt führt uns durch bizarre Wüstenlandschaften mit grandiosen Felsformationen und weite grüne Täler, in denen schon Wein angebaut wird. Wir kommen nur durch wenige Orte, einer davon ist Lordsbourg. Man kann die Stadt schon am oberen Rand eines Bergkammes, den wir überquerten, erkennen. Bis zur Stadtgrenze sind es aber noch mehr als 30 Meilen (etwa 48 km). Lordsbourg selber bietet weiter keine Sehenswürdigkeit. Die Stadt existiert nur, weil hier eine große Güterbahnstation der Santa Fe Linie eingerichtet ist.

Nach etwa 180 Meilen erreichen wir Tombstone (= Grabstein). Tombstone existierte eigentlich nur wenige Jahre. Die Stadt wurde von einem Deutschen, einem gewissen Schiefflein, gegründet und war eine Silbermienenstadt. Dieser Schiefflein kam her und wollte Silber schürfen. Die Behörden in Tucson meinten, er würde hier bestenfalls seinen Grabstein finden. Seinen ersten Claim nannte Schiefflein daraufhin „Tombstone“. Er wurde fündig und einer der reichsten Männer der Gegend. Die Stadt, die sich nach den Schieffleinfunden schnell gründete, nannte man daraufhin „Tombstone“. Silber förderte man jedoch nur von 1860 bis 1880, dann waren die Mienen versiegt und Tombstone wurde gleichsam „geschlossen“, existierte aber als Ort weiter. Berühmt geworden ist Tombstone  durch den Gunfight am OK-Corall, dem Kampf der Leute um Wyatt Earp und seinen Brüdern gegen die Clanton-Bande um die Brüder Ike und Bill und die MacLaurys. Seit 1978 gibt es Tombstone wieder als Wild-West-Stadt und großer Touristenattraktion. Wyatt Earp ist überall, der Gunfight findet täglich auf den Straßen mehrfach statt und die komplette alte Innenstadt von Tombstone sieht aus, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es gibt den Saloon von Big Nose Kate und es gibt haufenweise nostalgischen Wild-West-Kram zu kaufen. Faszinierend, einfach faszinierend. Jeder der einmal hier war, fährst sicher wieder hin.

Als wir gegen 12-00 h erscheinen ist die Stadt rappelvoller Leute und wir haben Mühe, ein Motelzimmer zu bekommen. Unser Standardmotel „Larian’s“, hier haben wir schon zwei Mal übernachtet, ist ausgebucht. Im „San Jose“ bekommen wir schließlich eine Suite, das letzte freie Zimmer überhaupt. Die Suite ist eigentlich das gleiche wie sonst auch, nur dass die Betten in zwei getrennten Zimmern stehen und wir statt im Schnitt $ 50,00 heute Nacht für $ 80,00 schlafen werden. Wir wohnen in der Suite „Doc Holliday“. Doc Holliday ist ein Freund von Wyatt Earp gewesen und hat beim Gunfight auf seiner Seite gekämpft. Außerdem war er der Boyfriend von Big Nose Kate, deren berühmter Saloon noch heute, übrigens mit der Originaltheke, ein beliebtes Lokal am Ort ist. Sehr interessant sind hier die nur leicht geschürzten Bedienungen, die noch freundlicher werden, wenn man ihnen einen „Buck“, eine Ein-Dollar-Note, in den offenherzigen Ausschnitt steckt. Was passiert, wenn man höherwertigere Noten einsetzt, haben wir nicht ausprobiert.

Heute ist hier, wie schon gesagt, der Teufel los, denn das erste Wochenende im April ist traditionell ein Tombstonefeiertag. Es sind Buden aufgebaut, die allerhand Indianerschnickschnack verkaufen, überall wird herumgeballert und der Gunfight nachgestellt und aus der ganzen Gegend sind hunderte von Leuten mit ihren Familien angereist. Viele von ihnen werden am Abend wieder verschwunden sein, aber dennoch bleiben genügend hier und ganz Tombstone macht das Geschäft des Jahres. Wir stürzen uns mitten hinein ins Vergnügen, schauen uns die unterschiedlichsten Vorführungen an, nehmen eine wagenradgroße Pizza im „Crystal-Palace-Saloon“ zu uns und trinken schließlich ein „Killian’s“ (!) in Kates Saloon. Dann haben wir fürs Erste genug und ziehen uns in unsere „Suite“ zurück.

Nach einer abendlichen Siesta ziehen wir erneut ins Getümmel und saugen die Atmosphäre von Tombstone in uns auf. Es ist merklich leerer geworden, aber in den Hauptaktrationen der Stadt, Big Nose Kates Saloon, dem Crystal-Palace-Saloon und dem „Longhorn Steakhouse“ (hier haben wir unseren obligatorischen Abendessen-Hamburger verputzt) ist immer noch einiges los. Schließlich haben wir dann doch genug und gehen zu Bett.

12. Tag (Sonntag, 11.04.2010) Tombstone – Kartchner Carverns – Sonoita

In Tombstone ist nicht mehr so viel los, wie am gestrigen Samstag – kein Wunder, es ist ja erst 9.00 h – aber die Händler haben trotzdem bereits ihre Buden aufgemacht, als wir zum Frühstück in das nahe „Longhorn Steakhouse“ marschieren. Eine Peggy Sue bedient uns freundlich, ist aber nicht besonders helle, als sie uns das Frühstück abkassiert. Mein Frühstück, bestehend aus drei Eiern „sunny-side-up“, zwei gebratenen Speckstreifen von der größeren Sorte, vier „white toast“ (wenn jemand Vollkorntoast haben will, könnte ja mal sein, dann muss er oder sie „wheat“ statt „white“ ordern), einem O-Saft und Kaffee satt, kostet $ 10,00. Als ich für einen $ 50,00 Schein nur $ 30,00 zurück bekomme, muss ich doch eine ganze Weile unter Aufbringung meiner mir insgesamt zur Verfügung stehenden Englischkenntnisse herum ackern, bis ich auch die restlichen $ 10,00 zurück bekomme. Peggy Sue guckt aber weiter freundlich und ist zufrieden, als ich ihr $ 1,50 Trinkgeld gebe.

Als wir wieder auf der Mainstreet stehen, packen einig Händler tatsächlich schon zusammen. Wir fragen, was los sei und sie antworten uns, dass das Hauptgeschäft bei solchen Festen immer am Freitag und Samstag gemacht wird. Da sie aber hier wohnen würden (im Motel), blieben sie halt bis Sonntagmorgen und ziehen dann weiter. Das nächste Wild-West-Festival finde übrigens am nächsten Wochenende in  Old Tucson statt, wäre aber längst nicht so groß wie das in Tombstone. Nun wissen wir Bescheid. Auch wir packen unsere Sachen und ziehen weiter in Richtung Sonoita, wo wir ja morgen und übermorgen durch die Prärie reiten wollen.

Auf dem Weg dorthin machen wir in den „Kartchner Caverns“ halt. Sie wurden erst 1978 von zwei Hobbyhöhlenforschern entdeckt und befinden sich auf dem umfangreichen Gelände der Kartchner Familie. Da sie von einzigartiger Beschaffenheit sind beschloss der Staat Arizona, hier einen Nationalpark einzurichten. Die Kartchners konnten sich aussuchen, ob sie für das Stück Land ein wenig Geld haben wollten oder ob ihnen die Unsterblichkeit ihres Namens mehr Wert sei. Sie entschieden sich offensichtlich für die zweite Variant. Recht so! Wir konnten die Höhlen leider nicht besichtigen, weil wir in unseren Motorradklamotten schlichtweg erschwitzt wären. Die Höhlen sind sehr heiß im Inneren, so um die 45 Grad Celsius und die Führung durch die Cavernen dauert immerhin eine Stunde und zwanzig Minuten. Aber wir haben einen Film gesehen, der die wohl  größten Sehenswürdigkeiten perfekt ins Bild gesetzt hat. Die Höhle zeichnet sich besonders dadurch aus, dass verschiedene Mineralien anders als sonst in Tropfsteinhöhlen miteinander verschmolzen sind, was mit der großen Hitze bei der Entstehung der Höhle vor zig Millionen Jahren zusammenhängt.

In der „Recreation Area“ (Erholungszone) um das Besucherzentrum der Höhle herum machen wir eine kleine Pause und fahren dann weiter nach Sonoita. Sonoita finden wir schnell, aber wir haben keine Ahnung, wo sich unser Pferdeguide Ron Izo und seine Farm und wo sich unsere Übernchtungshacienda befinden.  Sonoita besteht zunächst aus einer Tankstelle und ein paar Häusern, es dehnt sich jedoch über eine weite Ebene mit sehr weit auseinander stehenden Häusern aus. Irgendwo muss sich Ron und irgendwo muss sich die Hacienda befinden. Wir fragen nach und keiner weiß Bescheid. Der erste freundliche Tankstellenbediener sagt, er wäre aus dem Nachbarort und kenne keinen Ron Izo. Ein herumstehender Tramp hat überhaupt keine Idee. Schließlich weiß eine etwas korpulentere Dame, wo sich Ron Izo aufhält und wir finden ihn tatsächlich, jedenfalls seinen Pferdehof. Zwei Hunde kommen uns entgegen und tun recht freundlich. Da wir noch unsere Motorradbekleidung anhaben, halten sich unsere Ängste vor Bissen oder dergleichen in Grenzen. Als einer der Hunde jedoch deutliche Anzeichen von Markierungsarbeiten an unseren Motorrädern erkennen lässt, sind wir mutiger und verscheuchen das Tier. Aber Ron taucht nicht auf. Nun wissen wir wenigstens, wo wir Ron morgen finden können. Aber die Hacienda ist immer noch nicht in Sicht. Wir fahren zurück zur Tankstelle und fragen erneut. Schließlich dürfen wir das Tankstellentelefon benutzen und erreichen den Haciendabetreiber Tom Rogos. Er beschreibt uns den Weg und wir finden schließlich auch unsere Übernachtungsstation „La Hacienda de Sonoita“ von Ron & Cheryl Rogos. Ein wunderbares Anwesen, liebevoll eingerichtet, mit kleinsten Details ausgestattet und mit hervorragenden Zimmern. Einfach toll. Die Hacienda liegt mitten in der Prärie um Sonoita und ist kaum zu finden. Wir aber haben sie in unser Navi-System eingespeichert und können sie so jederzeit wiederfinden.

Als wir uns soweit eingerichtet haben, fahren wir mit den Motorrädern wieder zur örtlichen Tankstelle. Gleich daneben gibt es ein Steakhouse, das erstens am Sonntag geöffnet hat, das zweitens sehr gut sein soll und in dem drittens heute Abend Lifemusik gespielt wird. Alles ist richtig, von der typischen Atmosphäre angefangen bis hin zu den hervorragenden Steaks. Wir haben das „Sonoita Strip“ geordert und lagen damit nicht falsch: einfach hervorragend, wesentlich besser als einige „best steak in town“-Sachen, die wir schon gegessen haben. Auch die Lifemusik, präsentiert von drei älteren Herren, zwei mit Gitarre und einer mit Westerngeige, ist hervorragend und reißt die essenden Gäste immer wieder zu wilden Beifallstürmen hin. Auch wir sind so beeindruckt, dass wir zwei CDs der Jungs kaufen. Bestens gesättigt und bester Stimmung fahren wir zu unserer Hacienda zurück. Es ist stockdunkel und vom Himmel glitzern die Sterne, nicht gestört durch irgendwelche Straßenlaternen. Die Venus ist deutlich zu sehen und auch der Plejadengürtel (vom mittleren der drei stammen angeblich die Scientologen ab) erstrahlt von seiner schönsten Seite. Schade, dass wir nur diese beiden Himmelskörper klar ausmachen können, da wir die anderen nicht kennen. Aber leuchten tun diese auch.

Wieder zu Hause haben wir immer noch keine Nachricht von unserem Pferdeführer Ron Izo. Wir wissen nicht, ob in seinem Angebotspreis die Haciendaübernachtungen inkludiert sind oder nicht, noch wissen wir, wann wir morgen mit dem Reiten anfangen können, bzw. bei ihm auftauchen müssen. Sehr verdächtig. Bezahlt haben wir gottseidank noch nichts. Es gibt hier in der Umgebung sehr viele Reitfarmen, aber ebenso viele stehen zum Verkauf. Überall stehen Schilder mit der Aufschrift „for sale“ oder „sale for less“ herum. Das Geschäft mit dem Reiten scheint nicht so gut zu laufen. Aber wir wollen nicht alles schlecht machen, sondern warten einfach mal ab, was passiert. Wenn’s nicht klapp, dann machen wir einfach etwas anderes. Schließlich kennen wir uns in der Gegend ja schon ziemlich gut aus.

10. Tag (Freitag, 09.04.2010) Gila Cliff Dwellings bei St. John

Samstag, 10. April 2010

10. Tag (Freitag, 09.04.2010) Gila Cliff Dwellings National Monument

Wir nehmen unser Frühstück in „Grandmas Cafe“, ganz wie geplant, ein. Die alte Dame kocht zwar nicht mehr selber, es muss wohl jetzt ihre Tochter ran, aber es schmeckt genau so gut wie damals in 2003. Dann fahren wir in die „Gila Cliff Dwellings“, die von Silver City aus auf einer extra angelegten etwa 50 Meilen langen sogenannten „scenic route“ zu erreichen sind. Hier hatte Berthold eine Klapperschlange überfahren, die sich auf der Straße sonnte und die mir damals als Nachfolgendem fast auf den Schoß geflogen wäre. Das Bergland der Gila Dwellings war das letzte Rückzugsgebiet der hier um Silver City wohnenden Mogollon-Indianern, einer Untergruppe der Appachen, ehe sie von den vordringenden Siedlern und Silbersuchern vollständig ausgerottet wurden. Aber auch Billy the Kid hat sich mehrere Monate lang in den Gilas verstecken können, ehe er dann doch von den Kopfgeldjägern des Wilden Westen gefunden, dem Sherif übergeben und schließlich gehängt wurde. Heute ist der gute Billy jedoch so eine Art Nationalheld, jedenfalls in der Gegend um Silver City. Billy versteckte sich damals in den rund 50 Wohnhöhlen, die die Mogollon-Indianer in den Berg gehauen hatten.

Wir starten also, wieder bei perfektem Wetter, blauem Himmel und Sonnenschein, aber noch recht kühler Lufttemperatur, zu den Gilas, deren Wegabzweig keine hundert Meter hinter unserem Motel beginnt. Aber vorher wird in „Grandmas Cafe“ gefrühstückt. Es ist alles so wie vor 7 Jahren, auch die originale Grandma ist noch da. Sie arbeitet aber nur noch in der Küche. Ihre Tochter erledigt die Bedienung. Das Frühstück ist ebenfalls noch so wie 2003. Wir trinken 4 Pötte Kaffee, in denen genau so viel Kaffeepulver verarbeitet ist, wie in einer halben Tasse Kaffee bei uns zu Hause. Unser „Meat Loaf“-Frühstück besteht aus 2 gescrambelten Eiern, einer kleinen Bratwurst, einer Scheibe Speck, einer Scheibe gebratenem Schinken und einem Pancake mit einem Fass Ahornsirup. Abgerundet wird das Frühstück mit einem Glas Orangensaft. Die Bezeichnung „Meat Loaf“ (= Fleischklops oder auch Fettsack) erscheint uns etwas übertrieben, aber so sind sie nun mal, die Amerikaner, immer ein wenig dramatisch in ihren Bezeichnungen. Wir sind bis jetzt an mehreren größten Thermometern der Welt vorbeigekommen, haben mehrere beste Hamburger der Stadt gegessen und in mehreren besten Motels der Galaxie geschlafen. Nun aber starten wir zu den Wohnhöhlen der Mogollon-Indianer, deren Komfort auch schon Billy the Kid genossen hat.

Die Strecke zu den „Gila Cliff Dwellings“ beträgt von Silver City an etwa 50 Meilen. Es ist eine Sackgasse, man kann nur hin- und wieder zurückfahren. Die Strecke führt über mehrere Pässe und offenbart immer wieder grandiose Ausblicke in wirklich weite Täler. Das gesamte Gebiet wird eingerahmt von einer mächtigen massiven Bergkette. Nur hier gibt es steelenartige bis zu 200 Meter hohe und einzeln stehende Felsnasen vulkanischen Ursprungs. Diese Felsnasen entstanden folgendermaßen: Das gesamte Gebiet war vor zigmillionen Jahren eine riesige Sandfläche. Infolge von Erdbeben und unterirdischen Vulkanausbrüchen wurde Lava durch den Sand hindurch nach oben gepresst. Die Lava erkaltete innerhalb des Sandes und die Felsnasen waren fertig. Beim gießen einer Kirchenglocke geht man ähnlich vor. Zunächst wird eine Form hergestellt, die der Negativabdruck der zu fertigenden Glocke ist. Diese Form wird dann frei nach Schiller „…festgemauert in der Erde steht die Form aus Ton gebrannt..“, wobei die Umrisse der Glocke heute aus gepresstem Sand bestehen. Wird nun in den verbleibenden Formenhohlraum Bronze gegossen, dann dauert es nicht mehr lange und die neue Kirchenglocke ist fertig. Hier war es fast genau so, nur dass die Lava sich ihre Form im bereits vorhandenen festen Sand selber gesucht hat und heute als Felssteele in der Gegend herum steht. Der Sand wurde entweder von Wind und Wetter hinweggefegt oder zu Sandstein verdichtet, fertig ist die ganze Landschaft. Der liebe Gott hat sich damals wahrscheinlich gedacht, irgendwann kommen die Amerikaner hierher und die werden dann schon das Passende daraus machen. Vor den Amis kamen aber die Indianer, und zwar die Mogollon-Indianer, ein Nebenstamm der Apachen. Die Mogollon wanderten irgendwann zwischen 1250 und 1280 hier in der Gegend herum, vermutlich auf der Flucht vor den Apachen (warum weiß heute keiner mehr, die Mogollon sind vollständig ausgerottet worden), und ließen sich im Gebiet der Dwellings nieder. Sie bauten die sich im Sandstein befindlichen Höhlen aus, fanden im Gebiet genügend Wild zur Jagd und konnten sogar in bescheidenem Umfang Getreidewirtschaft betreiben, wie Höhlenfunde belegen. Die Gila Dwellings sind eine kleinere Variante der sich in Colorado befindlichen Höhlen von Mesa Verde zwischen Cortez und Mancos (in der Gegend um Mesa Verde liegt übrigens auch die berühmte Eisenbahnlinie nach Durango). Insgesamt fünf Wohnhöhlen sind noch vorhanden und können besucht werden. Die Mogollon-Indianer lebten in den Gila Dwellings bis etwa um 1870. Dann wurden sie von den Silber- und Goldsuchern des nur 50 Meilen entfernten Silver City entdeckt und vollständig ausgerottet. Was ihre ihnen nicht besonders wohlgesonnen Apachenverwandten in über tausend Jahren nicht schafften, erledigte die Silberhooligans von Silver City in nur wenigen Wochen ohne auch nur irgendeine Spur von der Kultur der Mogollon-Indianer zu hinterlassen. Heute ist nur bekannt, dass es sie gab, dass die Größe ihrer Population um die 500 betrug und dass sich ihre Spuren so um 1880 völlig verloren.

Über Billy the Kid ist mehr bekannt. Dieser Outlaw versteckte sich für kurze Zeit in den Gila Dwellings, wurde hier gefasst und dann gehängt. Heute ist ihm ein „Billy the Kid National Scenic Byway“ gewidmet. Neben seinem Elternhaus befindet sich der „Billy the Kid Gulf Course“ und in einem speziell für bzw. über ihn eingerichteten Museum kann der geneigte Interessent alles über Billy erfahren – ein echter Nationalheld eben.

Nach dem Besuch der Höhlen haben wir uns schließlich wieder die Motorradsachen angezogen und sind zurück nach St. Johns gefahren. Schlauerweise hatten wir unsere wandertauglichen kurzen Hosen und T-Shirts und vor allem unsere laufbaren Schuhe mitgenommen, denn in echten Bykerklammoten ist der Besuch der Gila Dwellings einfach wegen der Hitze nicht möglich. In St. Johns erreichte das Thermometer heute etwa 22 C.,  in den Gilas waren es jedoch um die 26 C. Da wir heute im selben Motel wie gestern übernachten, hatten wir mit dem Gepäck kein Problem, konnten unsere Motorradhosen, die Stiefel, den Helm und die Jacke gut in den Packtaschen des Mopeds unterbringen und dann wie alle anderen Touristen auch zu den Gilas gehen und diese ausführlich besichtigen. Zurück in St. Johns haben wir erst einmal ein Bierchen vor unserem Motelzimmer genossen und sind dann wieder ins „Red Barn Steakhouse“ gegangen. Heute gab es einen „Outlaw-Hamburger“ mit „french fries“. Wir hätten ihn auch mit „matched potatoes“ haben können oder mit „hash brawns“, aber zu „french fries“ passt am besten Ketchup, und zwar Heinz-Ketchup (das ist der mit den inzwischen 57 Variationen). Irgendwie haben wir das Gefühl, dass wir unseren gesamten Ketchup Jahresbedarf mit Gewalt in den paar Tagen hier decken müssen. Aber man gönnt sich ja sonst nichts, oder?

So Leute, das war‘s für heute. Wenn Euch meine Berichte gefallen, dann sendet mir Eure Meinung dazu doch einfach an meine e-mail-Adresse Manfred-Kilian@t-online.de , ich würde mich freuen..

9. Tag (Donnerstag 08.04.2010) St. Johns bis Silver City

Freitag, 09. April 2010

9. Tag  (Donnerstag, 08.04.2010) St. Johns-Alpine-Saliz Pass- Silver City

Irgendwann und irgendwo in dieser Gegend muss die Zeit um eine Stunde vorgestellt werden, denn wir fahren stetig in östlicher Richtung. Bei unserem ersten Besuch hatte die USA über 10 Zeitzonen, rechnet man die diversen speziellen Zeitzonen wie die Navajo-Mountain-Time und die Apache-Time und die Mojave-Time und so weiter und so fort mit hinzu. Damals wie heute sind wir durch all diese Zeitzonen gefahren und wussten manchmal nicht, wie spät es eigentlich wirklich war. Das wissen wir heute Morgen auch nicht. Auf der letzten Tankquittung vor dem Etappenziel St. Johns war es so spät, wie unsere Uhren nach der Los Angeles Zeit anzeigten. Im Frühstücksraum des Hotels ist es aber eine Stunde später! Zunächst sind wir nicht besonders überrascht, da bereits alle Motelgäste, die meistens von herumziehenden Arbeitern belegt sind, bereits verschwunden sind, obwohl es nach unseren Uhren gerade einmal 7.30 h ist. Auch sind kaum noch Frühstückssachen da, der Kaffee ist alle und Toast gibt es auch nur noch den weißen. Mit dem Toast war es früher ganz anders, da wurde der Vollkorntoast überhaupt nicht angerührt und nur „white“ geordert, aber auch Amerika ist wandlungsfähig, nun denn. Als wir aus dem Frühstücksraum wieder abziehen und uns in der Motellobby befinden, zeigt die dortige Uhr unsere Uhrzeit. Die große Frage: wie spät ist es denn nun eigentlich?! Wir entdecken einen Computer und denken, der müsste es nun ja wissen. Aber dessen Uhr zeigt 6.27 h an, was nun garantiert nicht sein kann. Ahnungslos machen wir uns schließlich auf den Weg. Irgendwo wird man wieder tanken müssen und dann wird man ja sehen, wie spät es ist.

Also fahren wir los die „180 East“ in Richtung Springerville. Das wollten wir bei unserer ersten Tour in dieser Gegend in 2003 auch machen. Damals sind wir jedoch wieder in die gleiche Richtung gefahren, aus der wir kamen. Warum? Wir hatten damals nichts Richtiges zum Frühstück bekommen und waren mehr oder weniger den ganzen Tag hungrig bis eben St. Johns gekommen. Gier haben wir den besten und größten Hamburger weggeputzt, den wir bisher auf unseren USA-Reisen je bekommen haben. Die Kneipe, in der das damals alles geschah, haben wir in St. Johns gestern gesucht und auch gefunden, jedenfalls das Haus, aber die Kneipe gibt es nicht mehr, hier befindet sich heute ein Spielzeuggeschäft. Jedenfalls haben wir uns damals die Bäuche wohl derart vollgestopft, das der Magen einen Teil dieser Hamburgermassen wohl im Gehirn abgelegt hatte.

Aber heute klappt es dank nur dürftigem Frühstück ziemlich gut und wir fahren in die richtige Richtung und kommen auch tatsächlich in Springerville an. Hier wird getankt und die Zeitangabe auf der Quittung stimmt mit unseren Uhren überein. Springerville liegt noch ziemlich hoch und es ist trotz strahlendem Sonnenschein nach wie vor nur etwa 8 C. warm oder besser kalt. Aber wir trösten uns mit der Temperaturanzeige unserer Motorräder, die die Temperatur  Fahrenheit angibt. Danach haben wir bereit stattliche 48 Grad erreicht. Nun wieder etwas lehrreiches: Fahrenheit lässt sich leicht folgendermaßen in Celsius umrechnen. Grad in Fahrenheit minus 32 geteilt durch 2 (eigentlich: mal 5 geteilt durch 9, aber naja).

Es wird im weiteren Verlauf der Fahrt auch nicht wärmer, denn wir kommen immer höher, in der Spitze, nämlich in Alpine, auf immerhin knapp 2.750 Meter. Überall liegt noch Schnee, aber die Straßen sind frei und völlig in Ordnung. Alpine ist im Winter ein El Dorado für Motorschlittenfahrer. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Weite Täler umrahmt von hohen Bergen, aber kein hochalpines Gebiet wie in den etwa gleich hohen deutschen Alpen, eher eine Voralpenlandschaft, dann geschwungene Hügel und weite Wiesenflächen, einzigartig. Wir cruisen gemütlich durch das Gebiet, überqueren den Saliz Pass (auch noch 1961 Meter hoch) und halten immer wieder für längere Pausen an.

Dann geht es ständig und stetig bergab. Die Landschaft ändert sich merklich, außerdem wird es erheblich wärmer, am Ende fast 80 Grad Fahrenheit (na, wie viel ist das wohl in Celsius, rechnet es selber aus, Formel: siehe oben). Zunächst tauchen Joshua-Trees auf, dann wachholderähnliche Büsche, die, wenn sie trocken und abgestorben sind, jene komischen Büsche sind, die durch jeden alten Western wehen, wenn die Lage kritisch und gefährlich wird. Schaut Euch einen alten John Wayne-Film an, dann wisst Ihr, wovon ich rede. Dann wird die Landschaft so, wie es in New Mexico, da sind wir inzwischen angekommen, üblich ist, nämlich eher wüstengleich und mit Gras bewachsen.

In Silver City checken wir im altbekannten „Copper Manor-Motel“ ein, rechts davon gibt es immer noch das „Red Barn Steakhouse“ und links befindet sich immer noch die Frühstücksbude „Grandmas Cafe“. Ob allerdings die Grandma von damals noch kocht, das werden wir morgen früh beim Frühstück erleben.

Jedenfalls gehen wir erst einmal in das „Red Barn“ und verspeisen ein 16 Unzen (ca. 500 gr) Steak (nicht zusammen eins, sondern jeder für sich eins, nur damit hier keine Missverständnisse auftauchen) mit einer gebackenen Riesenkartoffel und gebackenen Bohnen. Dazu jeder zwei Bier und $ 65,00 sind vernichtet. Die Preise für Steaks sind hier und anderswo in Amerika unglaublich teuer. Nimmt man das Steakfleisch und knallt es durch einen Schredderer  („shreddered Beef“), dann kostet das gleiche Zeug höchstens noch ein Drittel. Noch preiswerter wird es, wenn es als „Hamburger“ über den Tresen geht. Hier im Steakhouse hat sich seit 2003 gar nichts verändert, höchstens dass die Bedienung noch ein wenig korpulenter geworden ist. Eine Entwicklung (die mit der Bedienung mein ich), die wir damals alle ausgeschlossen haben. Ein kleiner Spaziergang nach dem Essen, um ein paar Bier zu bekommen, endet ohne Ergebnis. Keine Tanke verkauft welches, alle verweisen uns auf eine „Vinary“ ganz in der Nähe, die Alkohol in allen denkbaren Varianten hätte, die wir aber nicht finden. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass wir zu Fuß unterwegs sind und die Näherungsangaben sich auf die Bewegung mit dem Auto bezogen. So lassen wir die Vinary Vinary sein, gehen zurück ins Motel und beschließen den Abend wie immer mit dem Schreiben und Veröffentlichen unserer Erlebnisse.

8. Tag (07.04.2010) Petrified Forrest

Donnerstag, 08. April 2010

8. Tag (07.04.2010) Truxton-Petrified Forrest-St. Johns

Wir haben heute Morgen herausbekommen, dass wir uns in „Truxton“ befinden und nicht in „Peach Spring“. Die Nacht war grausig kalt, obwohl wir einen Heater (Heizung) angeschaltet hatten. Wir befahren die alte Route 66, die im Vergleich zu 2003 in einem guten Zustand ist. Damals standen überall an der sehr schlechten Straße Schilder, auf denen die Erneuerung der historischen Route gefordert wurde. Offenbar wurden die Liebhaber der Route 66 erhört. Jetzt ist es 8.00 h und die die Frühstücksbude betreibenden Indianer sind aufgetaucht. Also auf geht’s: Frühstück ist angesagt. Die Indianer machen ein gutes Huevos Rancheros, so wie es sein soll: Eier , Hash Browns, Bohnen total durchpassiert und Peperoni. Dazu Kaffee satt und ein Glas Orangensaft und wir sind sehr zufrieden. Gegen 9.00 h starten wir in Richtung in Richtung Seligman, wo die originale Route 66 wieder auf die Intersate 40 führt. Auf dem Weg dorthin kommen wir am „Caverns Inn“ vorbei, dem verlausten Motel, in dem wir 2003 übernachtet haben (damals waren heil froh, dass es dieses Motel überhaupt gab, da es schon sehr spät und bereits dunkel war, als wir es fanden). Über die „I 40 East“  erreichen wir schließlich Flagstaff in über 2300 Metern Höhe. Es ist lausig kalt, überall an den Straßenrändern liegt noch Schnee herum, aber die Straße selbst ist sehr gut befahrbar und die Sonne scheint von einem blauen, wolkenlosen Himmel herab. Eigentlich wollten wir in den „Chelly Canyon“, aber der liegt noch Höher als Flagstaff und so beschließen wir, nicht dorthin zu fahren. In Flagstaff, auf der Umgehungshöhenstraße, machen wir eine Aufwärmpause. Wir gehen in den Wald neben der Straße und setzen uns auf den Boden, gelehnt an einen trockenen umgestürzten Nadelbaum. Hier weht kein eisiger Wind, die am Boden liegenden Tannennadeln und der tote Baumstamm sind gut aufgewärmt und wir kommen wieder zu unserer alten Betriebstemperatur. Nach gut ein halben Stunde auftauen fahren wir weiter über Winslow nach Holbrook, immer die „I 40 East“ entlang. In Holbrook tanken wir an einer „Love“-Tankstation, die schon meilenweit vorher angekündigt wurde und von der wir dachten, es handele sich um einen „Adult-Shop“ (solche Shops gibt es und die heißen auch alle irgendwie „Love“, meist mit einer Zahl davor oder dahinter und die werden auch schon Meilen vor ihrem Erscheinen groß angekündigt). Na gut, wir wollten schließlich nur tanken um dann in Richtung des versteinerten Waldes abzubiegen. Dieser „Petrified Forrest National Park“ ist ein weltweites Phänomen. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine derartig große Anzahl von versteinerten Bäumen wie hier. Vor Jahrmillionen, noch zu Dinosaurierzeiten, gab es in dieser Gegend ein großes zusammenhängendes Waldgebiet und einige aktive Vulkane. Einer dieser Vulkane brach schließlich mit einer gewaltigen Eruption aus (wahrscheinlich, weil er die Schnauze voll hatte immer nur so vor sich hin zu koksen) und verschüttete den gesamten Wald mit einer gewaltigen Masse Asche, die durch nachfolgenden Regen zu einem tonartigen Brei verdichtet wurde. Der Wald war verschwunden (genauso wie der genervte Vulkan), die Masse trocknete völlig aus und die unter der Masse liegenden Bäume hatten alle Zeit der Welt, nach und nach zu versteinern. Ihnen blieb auch gar nichts anderes übrig, denn alles Leben existierte nicht mehr. Viele Millionen Jahre später trugen Wind und Wetter die tonartige Masse, die inzwischen recht bröselig geworden ist, ab und die inzwischen versteinerten Bäume tauchten wieder auf. Die bröselige Masse gibt es auch heute noch, sie wird auch immer noch durch Wind und Wasser abgetragen und immer noch tauchen aus ihr die versteinerten Holzstücke in großer Masse auf. Das alles kann ein jeder sehr gut im „Petrified Forrest National Park“ mit eigenen Augen beobachten. Wir sind bereits zum dritten Mal in diesem Park und jedes Mal wieder beeindruckt. Schließlich verlassen wir den Park und fahren in südlicher Richtung bis nach St. Johns. Hier haben wir in 2003 in der von außen allerletzten Kneipe den bisher besten Hamburger in Amerika gegessen. Voller Freude erreichen wir den Ort und müssen feststellen, dass es diese Kneipe nicht mehr gibt und in den Räumen nun ein Spielzeuggeschäft untergebracht ist. Wir checken direkt daneben in einem „Days Inn“ ein und gehen ein paar Straßen weiter in einem mexikanischen Restaurant, dem „El Camino“ (auf Deutsch: Der Weg) essen. Wir essen mexikanisch, keinen Hamburger, und das Essen war gut. Dann geht es zurück zum „Days Inn“ Berichte schreiben und ins Netz stellen und dann sicherlich irgendwann ins Bett.

7. Tag 06.04.2010

Mittwoch, 07. April 2010

 

Rest 6. Tag (Spielen in Las Vegas, auf dem Weg zum Millionär)

Genau das, das mit dem essen meine ich, ist inzwischen geschehen. Wir haben im Hotel das Abendbuffet genossen. Für schlappe $ 14,95 konnte man so viel essen, wie reinging und es war richtig gut. Dann sind wir zum Spielen losgezogen. Das erste Problem war der nicht vorhandene Geldeinwurfschlitz an den Automaten, nirgendwo konnte man Münzen einwerfen. Einige Spieler saßen vor den Automaten und hatten an einer Leine um den Hals befindliche scheckkartengleiche Karten in den Automaten stecken. Also gingen wir an die Kasse und fragten nach diesen Karten, um an diversen Automaten spielen zu können. Der Kassierer schaute uns nur erstaunt an und meinte, wir sollten doch wie alle anderen einfach Bargeld in den Kasten stecken. Genau das wollten wir ja und bekamen es ja eben gerade nicht hin. Wieder fragten wir offensichtlich ziemlich blöde bis der Kassierer einen vorbeilaufenden Diener beauftragte, uns in die Spielweise einzuführen. Die Sache war dann wirklich einfacher als von uns gedacht und wir verstanden den genervten Kassierer. Gott sei Dank kennt uns in Las Vegas keiner. Am unteren rechten Ende der Slotmachines, das sei für all diejenigen hier gesagt, die sich unsere Peinlichkeit ersparen wollen, wenn sie mal in Vegas auftauchen, befindet sich ein Schlitz, der Dollarnoten in jeder Stückelung annimmt. Da alle Dollarnoten gleich groß sind, orientiert sich der Automat am Bildkopf des Geldscheins.

Also: eine One-Dollar-Note in den Schlitz des 5 Cent-Automaten (wir wollten klein anfangen) und die Spielerei konnte beginnen. Wir hatten zwar keine Ahnung, wann welcher Gewinn erzielt werden konnte, aber der Kasten wusste schließlich Bescheid. Es klingelte und bimmelte bei jedem Spiel, manchmal leuchtete irgendetwas auf, manchmal nicht, aber unser Einsatz zählte kontinuierlich nach unten. Plötzlich jedoch geschah es, der ganze Automat leuchtete auf, ein höllisches Bimmelspektakel setzte ein und irgendetwas war passiert. Aber nicht an meinem Apparat, sondern an dem meines Nachbarn. Na gut, dann eben weiter spielen. Drei Einsätze später war es auch bei mir soweit: das gleiche Spektakel, die gleiche Bimmelei und ein fürchterliches Geratter. Inzwischen wusste ich, dass jeder Automat den Einsatz, der sich noch im Guthabenbereich befindet, mit einem einfachen Druck auf den „Cash-out“-Button ein Gewinn-Voucher ausdruckt, den man dann beim Kassierer zu Geld machen kann. Ich drückte voller Vorfreude auf diesen Button und der Kasten spuckte eben dieses Voucher mit dem Aufdruck „$ .10“ aus. Offensichtlich hatte ich  $ 10,00 gewonnen. Begeistert marschierte ich zum Kassierer, legte den Voucher vor und erwartete meine 10 Dollar. Der Typ, der eine blonde Negerin war, nahm den Voucher, sah mich an und legte mir 10 Cent auf den Tresen (ich bin extra an eine andere Kasse gegangen, Gott sei Dank, um nicht wieder mit dem Typen reden zu müssen, der uns vorher schon sehr mitleidig die Sache mit dem spielen erklärt hatte). Sofort reklamierte ich meine 10 Dollar, was sollte das mit den 10 Cent. Noch viel  mitleidiger blickend holte die Frau den Voucher wieder hervor und erklärte mir noch viel mitleidiger, als irgendjemand zuvor mir irgendetwas erklärt hat, dass die Sache mit dem Punkt vor der Zahl ein Komma sei und dass wohl auch in meinem Land „0,10“ oder eben „.10“ etwas anderes sei, als zum Beispiel „10,00“. Ich war in diesem Moment nicht mehr 1,96 groß, sondern marschierte unter dem Teppich, aber mit meinen 10 Cent, davon. Viel später, als ich mich von diesem Schreck erholt hatte und meine volle Körpergröße wieder erreichte, versuchte ich es erneut, diesmal aber an einer Maschine, die lediglich 1 Cent Einsatz forderte. Mit einer 20-Dollar-Note erreichte ich ein Kreditlevel von 2000. Man konnte nun für 1 Cent 2000 mal spielen, hätte dann aber von drei Reihen immer nur gewinnen können, wenn drei gleiche Zeichen in der mittleren Reihe aufgetaucht wären. Spielte man jedoch alle drei Reihen und dazu noch alle neun verschiedenen Kombinationen, erhöhte sich die Gewinnwahrscheinlichkeit erheblich, allerdings auch der Einsatz: der schnurrte dann auf 27 Cent pro Spiel nach oben. Aber egal, die Spiele gehen zwar recht schnell, aber 2000-mal für einen Cent spielen würde doch sehr lange dauern. Außerdem wollte ich ja nicht nur spielen, sondern auch gewinnen. Also Einsatz hoch und Gewinn groß, eine einfache Gleichung. Es ging los, lief am Anfang auch ganz gut, dann kam eine fast vernichtende Gewinnflaute und kurz vor dem Ende aller Möglichkeiten endlich der erhoffte größere Gewinn, der aber nur den ursprünglichen Kreditlevel wieder herstellte. Inzwischen war aber eine knappe dreiviertel Stunde vergangen und die eintönige Drückerei auf den Spielknopf ist auf Dauer auch nicht erbaulich. Als mein Kreditlevel 2004 erreicht hatte drückte ich auf den Cash-Out-Button, erhielt mein Gewinn-Voucher und ging zum Auszahlen an die dritte Kasse. Der Kassierer, wieder ein Typ, diesmal irgendwie chinesisch, meinte, dafür gäbe es Automaten, an die ich mich wenden könnte: einfach Voucher einstecken und der Kasten macht den Rest, zahlt alles ordentlich aus und das wärs. Mit größeren Vouchern könnte ich dann zu ihm kommen. Hätte ich von diesem Kasten gewusst und außerdem noch gewusst, dass auch „in meinem Land“ „.10“ etwas anderes ist als „.10“ ohne Punkt, dann wäre mir einiges an Peinlichkeit erspart geblieben. Aber so ist das nun mal, wenn man in Las Vegas (oder auch schon zuhause) von den Millionen träumt. Immerhin, 14 Cent Gesamtgewinn sind doch auch schon etwas.

7. Tag (06.04.2010) Las Vegas-Hoover Dam-Kingman/Arizona-Beach Spring

Am Morgen, nach dem ausführlichen Frühstücksbuffet (für $ 12,00 all you can eat) und dem problemlosen auschecken, geht es zum „Hoover Dam“, dem Damm, der den Colorado auf 150 Meilen Länge staut. Wir waren auch in 2003 dort und wollen heute in den Damm hineinfahren und uns die am Fuß befindlichen Turbinen und Wasserauslässe anschauen. Von dort soll es dann weiter nach Kingman in Arizona gehen, der Stadt, in der die berühmte „Route 66“, die „Motherroad of Harley Davidson“ quer durch den amerikanischen Kontinent bis nach Bosten startet. Als wir in die Nähe des Hoover Damms kommen, stehen wir im Stau, völlig ungewöhnlich für Amerikas Westen. Wir quälen uns bis zum Damm durch, überfahren ihn und wollen am östlichen Ende weiter nach Kingman. Aber auch hier staut es sich. Entnervt fahren wir, wenn möglich trotz dem Verbot „No Passing“ an der Autoschlange vorbei, bis wir vor einer unübersichtlichen Kurve dann doch in den Stau einscheren müssen. Der uns entgegenkommende Autofahrer hält neben uns an – wir denken schon, der macht uns jetzt zur Schnecke – und sagt, wir sollten ja nicht weiter fahren, der Stau dauere noch wenigstens 2 Stunden („2 hours less“). Nach kurzer Beratschlagung, die ja durch unser Helmsprechanlage hervorragend funktioniert, wenden wir und kehren zurück in Richtung Boulder/Las Vegas, von wo wir gekommen sind. Vor einer Stunde sind wir über den Hoover Damm gefahren, nun auf dem Rückweg, passieren wir eine Autoschlange von etwa 10 Meilen (= 18 km), die zum Damm wollen (vor einer Stunde, als wir dorthin gefahren sind, war es höchsten 1 Meile). Alle diese Autos müssen dann, wenn sie wie wir den Damm erreicht haben, auch noch vom Damm wieder Weg in Richtung Kingman fahren, vor dessen Weiterfahrt wir aber gerade eben von dem freundlichen Autofahrer gewarnt wurden, der uns zur Umkehr veranlasste.

Wir jedenfalls fahren über eine wunderbar ausgebaute und sehr gute Straße, die wir, wenn wir nach der Karte gefahren wären, niemals benutzt hätten, durch eine wunderbare Landschaft über die Städtchen „Billend“ und „Lightsearch“ (Namen gibt es) nach Kingman, der „Motherroad of..“ und so weiter und sofort (siehe oben). Die Landschaft ist der des „Monument Valley“ sehr ähnlich, außerdem kommt man in „Bullhead“ an das Ende des Lake Meat. In Kingman besuchen wir das „Route 66“-Museum, fotografieren eine alte Dampflok der Sanat Fe Linie und fahren dann weiter auf der original „Route 66“ über „Valentine“ (hier wohnen noch 2 alte Leute und 25 Hunde) bis nach „Beach Spring“ mitten im Indianerreservat der Navajo. Dass wir heute in „Beach Spring“ gelandet sind, ist rein zufällig. Den Ort haben wir auf der Karte gar nicht gesehen, weil er nicht eingetragen ist. Beach Spring ist aber offensichtlich der letzte Ort vor dem etwa 80 Meilen entfernten „Flagstaff“, und diese 80 Meilen waren uns einfach zu viel für maximal noch 1,5 Stunden Fahrzeit bei Tageslicht und einer Außentemperatur von knapp 10 Grad. Also „Beach Spring“ und check in im Frontier-Motel. Das Motel hat zwar schon bessere Zeiten erlebt und auch der Preis ist mit $ 65,00 recht stattlich, aber Atmosphäre ist durchaus vorhanden. Wir essen bei den Indianern einen dicken fetten Hamburger, verbrauchen fast eine ganze Flasche Heinz-Ketchup und ziehen uns dann in unser gemütliches Motelzimmer zurück. Ganz nebenbei erfahren wir noch von einem ebenfalls hier wohnenden Amerikaner, dass er die Strecke vom Hoover Damm bis Kingman versucht habe (einer aus dem 10-Meilen-Stau vor dem Damm), nach dem Damm (da, wo wir umgedreht hatten) noch drei Stunden im Stau gestanden hatte, dann endlich erfahren habe, was eigentlich los sei (die Polizei hatte die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt, die einzige Straße in Richtung Kingman, wenn man vom Hoover Damm kommt und niemanden unterrichtet, einfach unglaublich), schließlich hätten alle umdrehen müssen, zurück zum Damm und dann weiter die gleiche Strecke, die wir auch schon in aller Gemütlichkeit gefahren sind. Natürlich bekam er hier nichts mehr zu essen (die Indianerkneipe macht schon um 20.00h zu), aber wenigstens ein Zimmer. Dieser arme Kerl war nur eine einzige Stunde später von Las Vegas auf dem Weg zum Hoover Dam als wir. Als er uns diese Geschichte erzählt, ist es fast Mitternacht. Wir sind schon fast sieben Stunden hier, haben gegessen, den Sonnenuntergang bewundert, unsere Berichte geschrieben und ins Netz gestellt und wollen gerade ins Bett.

5. u. 6. Tag Las Vegas – Grand Canyon

Dienstag, 06. April 2010

5. Tag Ankunft Las Vegas (04.04.2010)

Heute ist es soweit, das erste Highlight mit eventuell highlightigen Folgen wird erreicht: Las Vegas, die Spielerstadt mitten in der Wüste von Nevada. Obwohl, das erste Highlight der Fahrt ist es nicht, die ganze Fahrt war bisher ein einziges Highlight. Aber es könnten sich eben highlightigen Folgen ergeben, wir werden sehen und andere werden es merken…

Jedenfalls sind wir ohne Probleme in Las Vegas angekommen. Die Stadt hat sich gegenüber 2003 verändert, aber vielleicht liegt es auch nur an der Strecke, die wir heute genommen haben. Jedenfalls kamen wir auf diversen Schnellstraßen problemlos, wie schon gesagt, direkt am Boulevard-Strip, der Hauptvergnügungsmeile, an. Unser Hotel, das Circus-Circus, liegt am Anfang dieser Meile, von Westen kommend. Damals (2003), war hier noch gar nichts, der erste Schuppen in 2003 war das auch in Deutschland durch diverse Fernsehserien bekannte „Frontier“ (Kennzeichen: ein großer Turm vor dem Hotel, an dessen Ende in großer Leuchtschrift eben „Frontier“ stand). Das „Frontier“  gibt es gar nicht mehr. Ansonsten ist der Strip bis zum „Venetien“ gleichsam zweigeteilt, d.h. zwei Strips laufen am Venetien zusammen und gehen dann wie bisher weiter bis zum „Pharao“ am Ende des Strips in östlicher Richtung.

Die von uns gebuchte Show „Zumanity“ (was immer das auch heißen mag) fand im „New York“, das Hotel mit der Achterbahn um das Haus herum, statt. Deshalb haben wir uns zunächst auf den Weg zum New York gemacht und dabei natürlich alle auf diesem Weg befindlichen Themenhotels einer Besichtigung unterzogen. Das „Venetien“, das „Parisienne“, „Treasure Island“ mit Piratenshow, das „MGM Grand“, vorher das „Ceasars Palace“, den „Trump-Tower“ völlig in Gold, das „Gwynn“, natürlich das „Bellagio“ mit seiner Wassershow, das „Bel Air“, dann endlich das „New York“, daneben aber noch das „Excalibur“ und das „Pharao“. Natürlich gibt es auch noch das „Flamingo Inn“ und das „Hollywood“, aber hier haben wir nur kurz von außen vorbeigeschaut, genauso, wie an einigen anderen neuen Hotels ebenso. Wir wollten nur in das „New York“, um uns die Karten für die Abendshow abzuholen, denn die waren vorgebucht. Für die Show hatten wir extra feine Klamotten (Jackett, Hemd, Krawatte) mitgenommen und, da sie in den Motorradtaschen arg zerknittert waren, diese sogar im Hotel nach der Ankunft  noch schnell gebügelt. Nun waren wir im „Pharao“ angekommen, auf der Suche nach den Spuren der Vergangenheit (Indiana-Jons-Photo), und hatten uns total verlaufen in dem riesigen Komplex. Wir fanden einfach den Ausgang nicht mehr. Außerdem zeigte die Uhr  inzwischen fast 19.00 h, wir waren schon fast vier Stunden unterwegs, aber in unseren Alltagsklamotten, und noch immer nicht im „New York“, die Karten abholen. Als wir nun endlich am Kartenschalter für die Show standen, haben wir die Verkäuferin gefragt, ob wir auch in den Klamotten, die wir gerade am Leib hätten, in die Show dürften. Als sie uns völlig überrascht sagte: „You are fine, well done“, waren wir doch sehr erleichtert. Denn noch einmal zurück in unser Hotel und dann wieder ins New York, das hätten wir nicht mehr verkraftet. Die gesamte zurückgelegte Strecke in nur eine Richtung beträgt gut und gerne um die 6,5 bis 7 km. Das New York ist eine Anlage, die im Inneren zwar aus einer riesigen Spielhalle, wie alle anderen Hotels auch, verfügt, aber daneben auch das Straßenbild des alten New York abgebildet hat. In verwinkelten Gassen schlängelt man sich von Fressbude zu Fressbude, deren Fressalien man in kleinen verwinkelten Ecken zu sich nehmen kann, richtig urig und sehr gemütlich. Hier haben wir schließlich zu Abend gegessen und sind dann in die Show.

Die Show fand zum letzten Mal in Las Vegas statt, jedenfalls für die nächsten sechs Wochen, denn die Truppe unternimmt eine Europatourne, erste Station ist Hamburg. Sie findet zwei Mal pro Abend statt, um 8.30 h und um 10.30 h. „Zumanity“ has been created for guests 18 years of age & older, das bedeutet aber tatsächlich einen erheblichen optischen Qualitätsunterschied in Amerika. Deshalb hatten wir uns von Anfang an für die Spätshow entschieden. Sie begann sehr deftig, die Zuschauer, jedenfalls die in der ersten Reihe, wir saßen Gott sei Dank in der zweiten, wurden voll mit eingebunden. Das mitmachen wäre für uns ja nicht so schlimm gewesen, das hätten wir schon geschafft, aber es war zumindest uns nicht immer klar, welche anzüglichen Fragen im Einzelnen gestellt wurden. Jedenfalls hatten die Zuschauer einen Heidenspaß, sowohl die, die angemacht wurden, als auch alle anderen.  Bezüglich Freizügigkeit ließ die Spätshow keine Fragen offen. Ob sie so auch in Hamburg gezeigt wird, ist durchaus fraglich. Die akrobatischen Darbietungen, die immerhin auch noch stattfanden, waren vom Feinsten. Gegen Mitternacht war alles vorbei und wir stehend k.o. Mit dem Taxi ging es ins Hotel zurück (für $ 20,–) und dann sofort in die Falle. Der nächste Tag führt uns nämlich mit dem Flugzeug und dem Helikopter über den Hooverdamm und den Grand Canyon, Starttime: 4.30 a.m.!!!

6. Tag (05.04.2010) Las Vegas – Rundflug mit Flugzeug und Helikopter Grand Canyon

Heute Morgen bzw. gestern Abend, sind wir um 1.30 h am Morgen ins Bett,  in den Spielhallen im Erdgeschoss tobte noch das pure Spielvergnügen, zwei Stunden später (3.30 h) rappelt schon der Wecker. Raus aus dem Bett, kurze Morgenwäsche und ungefrühstückt runter ins Hotel zum Haupteingang, denn um 4.30 h werden wir abgeholt. Verwundert nehmen wir zur Kenntnis, dass in den Spielhallen immer noch kräftig gezockt wird. Egal, wo man sich in einem Spielhotel befindet, man muss immer mindestens so um die hundert Meter, wenn nicht mehr, durch irgendwelche Spielhallen gehen, um dahin zu kommen, wo man hin will, z.B. zum Frühstück, zum Restroom (Toilette, die hat man aber auch im Zimmer) oder eben zum Ausgang.

Jedenfalls erreichen wir den Ausgang aufgrund unserer inzwischen vorhandenen Ortskenntnisse problemlos und der Pick-up-Bus steht schon da und wartet auf uns. Irgendwelche Franzosen, die sich später als französisch sprechende Kanadier outen sind schon da und gucken uns blöde an, weil sie warten mussten. Ein Chinese, der zwar Amerikaner ist, aber ganz fürchterliches englisch spricht, ist der Fahrer, auch gut. Wir picken noch andere Fahrgäste in irgendwelchen Hotels auf und werden nach Boulder, einen Vorort von Las Vegas gebracht. Von hier aus starten die Rundflüge. Schließlich sind wir gegen 5.30 h am Flughafen und starten pünktlich, so war es jedenfalls vorgesehen, mit einer zweimotorigen Maschine mit 6 Gästen an Bord, jeder hat einen Fensterplatz, in Richtung Hoover Damm.

Pünktlich um 6.00 h geht auch noch die Sonne auf und die Landschaft unter uns erstrahlt in perfektem Licht. Nach wenigen Minuten ist der Hoover Damm, der den Colorado staut und so den Lake Meat gebiert, vor uns zu sehen. Über Lautsprecher erhalten wir einige Informationen, auf Kanal 2 auch in deutscher Sprache. Demnach wurde der Hoover Damm 1935 nach etwa 5 jähriger Bauzeit zwei Jahre früher als geplant fertiggestellt und dient seither der Wasserversorgung aller Städte in der Umgebung (hauptsächlich der für Las Vegas, denn sonst gibt es hier außer einigen Vororten, die aber alle bald eingemeindet sind, weil sich Las Vegas unglaublich schnell ausdehnt, keine weiteren Ansiedlungen). Bei der Fertigstellung und noch viele Jahre später war er das größte jemals von Menschenhand erstellte Bauwerk. Die Staumauer ist etwa 250 Meter hoch, hat eine Firstbreite von ca. 45 Metern und eine Sockelbreite von etwas über 200 Metern. Neben einer Unmasse von Beton, die ausreichen würde, eine vierspurige Betonautobahn von der Pazifik- zur Atlantikküste zu bauen, wurden etwa 45 Tausend Tonnen Stahl verbaut. Das größte Problem bei der Herstellung war die Aushärtung des Betons. Überließe man die Aushärtung sich selber, bräuchte es etwa 100 Jahre (!), bis diese abgeschlossen wäre. Auch hier waren die Amerikaner besonders schlau und innovativ: sie kühlten den Beton mit gigantischen Massen vor Ort hergestellten und durch lange in den Beton eingelassene Rohre eingefüllten Eises. Die Anlagen zur Herstellung des Eises sind heute noch im Berg neben der Staumauer zu besichtigen (das haben wir selber schon in 2003 gesehen, es stimmt also). Dieser Hoover Damm staut den Colorado auf eine Länge von 150 Meilen (oder x 1,8 = km) auf und erzeugt so den Lake Meat mit seiner Uferpromenade von ca. 500 Meilen. Lehrreich, was ? Jedenfalls sieht das ganze System von oben aus dem Flugzeug einfach gigantisch aus. Das sehr frühe aufstehen nach nur kurzem Schlaf hatte sich an dieser Stelle schon gelohnt. Schließlich landete der Flieger direkt am Abgrund zum Grand Canyon, am sogenannten „North Rim“, zwar ebenfalls zum Nationalpark Grand Canyon gehörend, aber voll unter indianischer Oberhoheit stehend. „Oberhoheit“ bedeutet in diesem Fall, dass hier keiner, der nicht zu den Navajo-Indianern gehört, also direkter Nachfahre dieses Stammes ist, irgendetwas zu sagen hat. Wir wurden also nach der Landung von Indianern empfangen, von Indianern zum Flughafengebäude eskortiert, bekamen von Indianern unsere Tickets für den Helikopterflug, ein Indianer riss das Ticket ab, ein anderer fertigte eine Liste an, wieder ein anderer machte eine andere unsinnige Sache und so ging es weiter. Aber derjenige, der den Hubschrauber flog, war kein Indianer!

So ging es schließlich mit vier Personen, Berthold und mir sowie zwei Japanerinnen, die gar keine echten waren, aber so aussahen, in Schlängelflügen in den Grand Canyon hinein bis zum Colorado hinunter. Imponierend und hochinteressant, einfach unglaublich, was dieser Grand Canyon zu bieten hat. Die Morgensonne beleuchtete die unterschiedlichen Gesteinsformationen prächtig. Neben dunklem Lavagestein, türkisfarbenen Felsen und den üblichen Sandsteinformationen wurde es, je näher wir dem Colorado kamen, immer grüner. Als wir ausstiegen, war e auch erheblich wärmer als etwa 1.500 Meter weiter oben. Der Colorado floss langsam mit seinen in dieser Zeit durch die Schneeschmelze braunen Fluten dahin. Uns erwartete ein freundlicher Amerikaner, diesmal wahrscheinlich ein Thailänder oder so etwas ähnliches, jedenfalls kein Indianer, der uns mit einem Schlauchboot mit Motor, durchaus komfortabel, den Colorado flussaufwärts schipperte und unermüdlich in schlechtem englisch etwas zu erklären versuchte. An einer Stelle ist ein gewisser Evel Knevel, ein amerikanischer Motorradstuntmann, mit dem Moped auf einem Drahtseil über den Fluss gefahren, an anderer Stelle ist der gleiche Knevel bei einem Vorabversuch aber hineingefallen. Unser Thai hatte furchtbar viel Spaß dabei, als er uns diese Weisheit kundtat, aber er wusste auch eine Menge über die unterschiedlichen Gesteinsformationen, die wie zur Unterstreichung seiner Infos von der Morgensonne perfekt ins Licht gesetzt wurden. Tatsächlich erschienen die den Halbedelstein Türkis führenden Gesteinsschichten genau im richtigen Moment türkisfarben und die lavaführenden Schichten im perfekten Dunkel. Schließlich holte der Helikopter uns wieder ab und flog uns auf anderem Wege wieder hinaus aus dem Canyon. Weiter ging es per Bus (von einer Indianerin am Steuer) durch das nun total abgeschlossene Indianerreservat zum großen Overlookpoint der Navajo Indianer, dem „Sky Walk“. Der Sky Walk ist eine Stahlkonstruktion, die etwa 75 Meter über den Rand einer steilen Wand des Canyons gebaut ist. Man kann diesen Sky Walk heute nicht mehr ohne die Indianer erreichen. Es gibt keine öffentlich zugänglichen Straße oder Wege mehr dorthin. Jeder muss die Dienste der Navajo in Anspruch nehmen. Offensichtlich hat aber die Helikopter-Truppe, bei der wir gebucht hatten, einen sehr guten Draht zu den Indianern, jedenfalls wurden wir preisinklusive zum Sky-Walk gefahren, konnten ihn aber nicht preisinklusive auch betreten. Das haben wir auch nicht gemacht, denn der Bursche wollte pro Person $ 32,– dafür haben, was uns doch zu teuer erschien. Zu teuer auch deshalb, weil wir durch den Helikopterflug, das sagte uns auch ein Indianer am Abfahrtspunkt zum Sky Walk, mehr gesehen, als der Sky Walk noch zu bieten hätte. Ich denke, da hatte der Gute recht. Wer jedoch nicht mit dem Hubschrabbschrabb unterwegs war, der sollte die $ 32,00 für den Sky Walk unbedingt ausgeben. Wir führen mit der freundlichen Indianer-Busfahrerin jedenfalls weiter zu einem weiter4n Overlookpoint und nahmen dort unser gebuchtes indianisches Essen zu uns: Gulasch mit Reis und frischem gekochten Gemüse. Ich habe zwar keine besondere Vorstellung, was typisches indianisches Essen ist, die anderen konnten auch keine Erkenntnisse beisteuern, aber so richtig typisch erschien uns das indianische Essen nicht unbedingt. Aber es war lecker.

Schließlich gelangten wir zum Flughafen zurück und wurden mit der Zweimotorigen zurück nach Boulder gebracht und von dort weiter mit dem Pick-Up-System in unser Hotel. Auf dem Rückweg per Post hat es doch tatsächlich angefangen zu regnen. Erst nur leicht, dann heftiger, aber als wir in den LAS Vegas-Strip einbogen und unser Hotel „Circus Circus“ erreichten, schien wieder die Sonne, wie schon den ganzen Morgen über am und im Grand Canyon. Na also, geht doch.

Nun werden wir im Hotel irgendwo etwas essen, vielleicht ein paar Souvenirs kaufen, dann unbedingt am Automaten spielen (denn sonst funktionieren die ganzen geplanten und eigentlich schon sicheren Sachen nicht so richtig, dieser kleine Hinweis an die G-Truppe in KS) und schließlich den Tag schon irgendwie beschließen.

3. Tag 02.03.2010 Los Angeles-Callica-Baker

Dienstag, 06. April 2010

Nach dem Frühstück, wie immer auf unseren Reisen gegen 7.30 h, sind wir in Richtung Las Vegas gestartet. Ziel war die Ghost-Town „Calico“, die wir bereits 2003 auf unserer ersten Tour besucht hatten. Diese Stadt liegt etwa 180 Meilen (278 km) von Los Angeles entfernt. Calico ist eine alte Mienenstadt (Silber und Bauxit), die bereits um 1900 ihre Blütezeit überschritten hatte und seitdem eben eine Geisterstadt ist, richtig geisterhaft bis etwa 1955, dann entdeckt und als touristische Ghost-Town“ wieder auferstanden. Es hat sich seit unserem ersten Besuch vor 7 Jahren einiges getan, Calico ist noch geisterhafter, weil perfekt auf Ghost-Town getrimmt, wie bei unserem ersten Besuch. Wer sie damals nicht gesehen hat, findet sie heute ganz toll. Damals erschien sie uns aus heutiger Sicht aber authentischer. Aber das hat dem Besuch keinen Abbruch getan, nach wie vor ist Calico eine Reise wert. Wir haben uns immerhin etwa 2 Stunden dort aufgehalten, obwohl die Stadt nicht gerade groß ist. Sie liegt mitten in einem wild zerklüfteten bergigen Gebiet und macht auch heute noch (oder wieder) den Eindruck, dass hier in früheren Zeiten unter erheblichen Entbehrungen bis zur völligen körperlichen Erschöpfung gearbeitet worden sein muss. Wirklich reich sind in Calico nur der Saloon-Besitzer und der Silber- und Bauxit-Aufkäufer geworden. Die armen Bergleute haben alle ihre ausgebuddelten Werte mehr oder weniger versoffen oder anders durchgebracht, bis auf vielleicht zwei Brüder, die sogar in ihrem eigenen Stollen gewohnt haben (mit Ofen, Tisch und Bett) und wochen-,  wenn nicht sogar monatelang kein Tageslicht gesehen haben. Dennoch muss es auch einige Familien gegeben haben, denn der Ort  (um 1886) hatte immerhin eine eigene Schule mit in der Spitze sogar 36 Kindern. Danach ging es aber rapide bergab, ca. um 1900 wurde Calico „geschlossen“ oder besser gesagt wegen Erschöpfung der Minen aufgegeben.

Nach unserer Calico-Besichtigung fuhren wir schließlich weiter nach Baker, dem Gateway zum Death Valley. In einem recht schäbigen Motel haben wir eingecheckt, bei einem Griechen, der seine griechischen Kochkünste aus dem Film Alexis Sorbas mit Antony Quinn ableitet, gegessen (Gyros aus Fleischklopsen, geschmacklich aber dem Original recht ähnlich – die Amis machen das schon) und dann einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht, der nur aus Tankstellen,  Fressbuden und einem Trailer-Wohnpark für die armen Leute besteht. Wäre Baker nicht an der Autobahn von Las Vegas nach Los Angeles und umgekehrt gelegen, gäbe es ihn vermutlich gar nicht. Aber das macht nichts, wir wollen ja schließlich auch nach Las Vegas und in das Death Valley. In Las Vegas tauchen wir übrigens in zwei Tagen auf, die Uhr tickt bereits…