9. Tag (Donnerstag 08.04.2010) St. Johns bis Silver City

9. Tag  (Donnerstag, 08.04.2010) St. Johns-Alpine-Saliz Pass- Silver City

Irgendwann und irgendwo in dieser Gegend muss die Zeit um eine Stunde vorgestellt werden, denn wir fahren stetig in östlicher Richtung. Bei unserem ersten Besuch hatte die USA über 10 Zeitzonen, rechnet man die diversen speziellen Zeitzonen wie die Navajo-Mountain-Time und die Apache-Time und die Mojave-Time und so weiter und so fort mit hinzu. Damals wie heute sind wir durch all diese Zeitzonen gefahren und wussten manchmal nicht, wie spät es eigentlich wirklich war. Das wissen wir heute Morgen auch nicht. Auf der letzten Tankquittung vor dem Etappenziel St. Johns war es so spät, wie unsere Uhren nach der Los Angeles Zeit anzeigten. Im Frühstücksraum des Hotels ist es aber eine Stunde später! Zunächst sind wir nicht besonders überrascht, da bereits alle Motelgäste, die meistens von herumziehenden Arbeitern belegt sind, bereits verschwunden sind, obwohl es nach unseren Uhren gerade einmal 7.30 h ist. Auch sind kaum noch Frühstückssachen da, der Kaffee ist alle und Toast gibt es auch nur noch den weißen. Mit dem Toast war es früher ganz anders, da wurde der Vollkorntoast überhaupt nicht angerührt und nur „white“ geordert, aber auch Amerika ist wandlungsfähig, nun denn. Als wir aus dem Frühstücksraum wieder abziehen und uns in der Motellobby befinden, zeigt die dortige Uhr unsere Uhrzeit. Die große Frage: wie spät ist es denn nun eigentlich?! Wir entdecken einen Computer und denken, der müsste es nun ja wissen. Aber dessen Uhr zeigt 6.27 h an, was nun garantiert nicht sein kann. Ahnungslos machen wir uns schließlich auf den Weg. Irgendwo wird man wieder tanken müssen und dann wird man ja sehen, wie spät es ist.

Also fahren wir los die „180 East“ in Richtung Springerville. Das wollten wir bei unserer ersten Tour in dieser Gegend in 2003 auch machen. Damals sind wir jedoch wieder in die gleiche Richtung gefahren, aus der wir kamen. Warum? Wir hatten damals nichts Richtiges zum Frühstück bekommen und waren mehr oder weniger den ganzen Tag hungrig bis eben St. Johns gekommen. Gier haben wir den besten und größten Hamburger weggeputzt, den wir bisher auf unseren USA-Reisen je bekommen haben. Die Kneipe, in der das damals alles geschah, haben wir in St. Johns gestern gesucht und auch gefunden, jedenfalls das Haus, aber die Kneipe gibt es nicht mehr, hier befindet sich heute ein Spielzeuggeschäft. Jedenfalls haben wir uns damals die Bäuche wohl derart vollgestopft, das der Magen einen Teil dieser Hamburgermassen wohl im Gehirn abgelegt hatte.

Aber heute klappt es dank nur dürftigem Frühstück ziemlich gut und wir fahren in die richtige Richtung und kommen auch tatsächlich in Springerville an. Hier wird getankt und die Zeitangabe auf der Quittung stimmt mit unseren Uhren überein. Springerville liegt noch ziemlich hoch und es ist trotz strahlendem Sonnenschein nach wie vor nur etwa 8 C. warm oder besser kalt. Aber wir trösten uns mit der Temperaturanzeige unserer Motorräder, die die Temperatur  Fahrenheit angibt. Danach haben wir bereit stattliche 48 Grad erreicht. Nun wieder etwas lehrreiches: Fahrenheit lässt sich leicht folgendermaßen in Celsius umrechnen. Grad in Fahrenheit minus 32 geteilt durch 2 (eigentlich: mal 5 geteilt durch 9, aber naja).

Es wird im weiteren Verlauf der Fahrt auch nicht wärmer, denn wir kommen immer höher, in der Spitze, nämlich in Alpine, auf immerhin knapp 2.750 Meter. Überall liegt noch Schnee, aber die Straßen sind frei und völlig in Ordnung. Alpine ist im Winter ein El Dorado für Motorschlittenfahrer. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Weite Täler umrahmt von hohen Bergen, aber kein hochalpines Gebiet wie in den etwa gleich hohen deutschen Alpen, eher eine Voralpenlandschaft, dann geschwungene Hügel und weite Wiesenflächen, einzigartig. Wir cruisen gemütlich durch das Gebiet, überqueren den Saliz Pass (auch noch 1961 Meter hoch) und halten immer wieder für längere Pausen an.

Dann geht es ständig und stetig bergab. Die Landschaft ändert sich merklich, außerdem wird es erheblich wärmer, am Ende fast 80 Grad Fahrenheit (na, wie viel ist das wohl in Celsius, rechnet es selber aus, Formel: siehe oben). Zunächst tauchen Joshua-Trees auf, dann wachholderähnliche Büsche, die, wenn sie trocken und abgestorben sind, jene komischen Büsche sind, die durch jeden alten Western wehen, wenn die Lage kritisch und gefährlich wird. Schaut Euch einen alten John Wayne-Film an, dann wisst Ihr, wovon ich rede. Dann wird die Landschaft so, wie es in New Mexico, da sind wir inzwischen angekommen, üblich ist, nämlich eher wüstengleich und mit Gras bewachsen.

In Silver City checken wir im altbekannten „Copper Manor-Motel“ ein, rechts davon gibt es immer noch das „Red Barn Steakhouse“ und links befindet sich immer noch die Frühstücksbude „Grandmas Cafe“. Ob allerdings die Grandma von damals noch kocht, das werden wir morgen früh beim Frühstück erleben.

Jedenfalls gehen wir erst einmal in das „Red Barn“ und verspeisen ein 16 Unzen (ca. 500 gr) Steak (nicht zusammen eins, sondern jeder für sich eins, nur damit hier keine Missverständnisse auftauchen) mit einer gebackenen Riesenkartoffel und gebackenen Bohnen. Dazu jeder zwei Bier und $ 65,00 sind vernichtet. Die Preise für Steaks sind hier und anderswo in Amerika unglaublich teuer. Nimmt man das Steakfleisch und knallt es durch einen Schredderer  („shreddered Beef“), dann kostet das gleiche Zeug höchstens noch ein Drittel. Noch preiswerter wird es, wenn es als „Hamburger“ über den Tresen geht. Hier im Steakhouse hat sich seit 2003 gar nichts verändert, höchstens dass die Bedienung noch ein wenig korpulenter geworden ist. Eine Entwicklung (die mit der Bedienung mein ich), die wir damals alle ausgeschlossen haben. Ein kleiner Spaziergang nach dem Essen, um ein paar Bier zu bekommen, endet ohne Ergebnis. Keine Tanke verkauft welches, alle verweisen uns auf eine „Vinary“ ganz in der Nähe, die Alkohol in allen denkbaren Varianten hätte, die wir aber nicht finden. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass wir zu Fuß unterwegs sind und die Näherungsangaben sich auf die Bewegung mit dem Auto bezogen. So lassen wir die Vinary Vinary sein, gehen zurück ins Motel und beschließen den Abend wie immer mit dem Schreiben und Veröffentlichen unserer Erlebnisse.

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