13. Tag (Montag, der 12.04.2010) Rund um Sonoita

13.Tag (Montag, der 12.04.2010) Reiten oder sonst etwas in Sonoita

Nach einem guten hausgemachten Frühstück, die Hausherrin hat Eierpfannkuchen mit Käse zubereitet, dazu gibt es gebratenen Kochschinken und Bratkartoffeln sowie Obst, Jogurt und Kaffee, checken wir noch einmal die E-Mails und erfahren, dass der Pferdefritze uns bereits erwartet. Er hat gestern Abend um 11.30 h endlich eine Mail geschickt, die wir aber nicht mehr gelesen haben. Also umziehen und reitfertigmachen und dann ab zu Ron Izo. Als wir erscheinen, stehen schon drei Pferde fix und fertig gesattelt vor uns. Ron Izos Frau guckt aber komisch, als sie mich sieht. Ich denke mir zunächst nichts dabei, werde aber sofort auf eine Waage beordert: 240 amerikanische Pfund, eben rund 100 kg, zeigt die Waage an. Berthold wird der gleichen Prozedur unterzogen und kommt auf 230 amerikanische Pfund. Die Izos beraten und beraten und kommen schließlich zu dem Schluss, dass für die Gäule zu schwer sei, mich mit meinen 240 Pfund, amerikanischen Pfund, 8 Stunden lang durch die Gegend zu schleppend. Ken, der Pferdeknecht und Führer des Trails, ist offensichtlich auch dieser Meinung. Bei Berthold ist es aber möglich. Wir beratschlagen kurz die Situation und beschließen, dass Berthold mit Ken alleine losziehen soll und ich mit dem wesentlich willigeren Bike meine eigenen Runden drehe. Morgen wollen wir dann einen dreistündigen Ritt gemeinsam unternehmen, den die Pferde wohl aushalten. Mir ist das gar nicht so unrecht, denn das mir zugewiesene Pferd namens „Light“ macht nicht gerade den stärksten Eindruck. Berthold Pferd heißt „Joshua“ und scheint recht willig zu sein. Nach einigem hin und her und einem offensichtlich obligatorischen Gebet reiten Berthold und Ken schließlich von dannen.

Mir werden noch die anderen Pferde gezeigt, die alle bis auf die Erstgeborenen einen biblischen Namen haben.  Morgen soll ich auf „Barnabas“ reiten. Der biblische Barnabas war jedenfalls ein zäher Hund, der trotz aller ihm von Gott zugewiesenen negativen Aufgaben ziemlich alt geworden ist. Meinem „Barnabas“ steht jedenfalls einiges bevor. Dann erhalte ich mein Lunchpaket (Apfel, Keks, Pringelsschachtel und belegtes Weißbrot) und ziehe ebenfalls von dannen.

Ich fahre mit dem Motorrad einfach die Straße weiter, die zur Pferdefarm führt, ohne zu wissen, wohin es geht. Die Straße ist nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht. Ich fahre durch endlose Weiten, langgestreckte Täler, sehe weidende Kühe und kleinere Weinberge und überall Schilder „sold by owner“. Offensichtlich wollen hier alle aus welchen Gründen auch immer ihre Anwesen verkaufen. Auch unser Haciendabetreiber will verkaufen, jedenfalls haben wir das entsprechende Schild heute Morgen am Eingang entdeckt. Nach ungefähr 20 Meilen taucht plötzlich ein Schild auf, auf dem auf einen Nationalpark in weiteren 20 Meilen hingewiesen wird, den „Coronado National Forest“ und einen „Parker Lake“. Also fahre ich gemütlich weiter und harre der Dinge, die da wohl kommen werden. Schließlich erreiche ich den Park samt See. Wieder bin ich sehr beeindruckt. Der See liegt am unteren Ende einer steil aufsteigenden Bergkette, ist tief blau und wunderschön anzusehen. Es sind mehrere feste Tische und Bänke aufgestellt, alle mit eigner Feuerstelle zum Grillen, aber niemand treibt sich hier herum. Plötzlich erscheinen zwei weitere Biker, die sich zu mir gesellen. Sie kommen aus Colorado und sind auf einer zweiwöchigen Rundreise. Sie wussten von dem See und haben ihn gezielt angefahren, sie wussten aber nicht, warum es überhaupt keine Hinweisschilder zu dieser Naturschönheit, die obendrein noch eine Art Nationalpark ist, gibt. Wir reden eine ganze Weile weiter. Sie wollen wissen, woher ich komme, wie ich die USA finde, was mir gut gefällt und so weiter und so fort, und geben mir dann Tipps, wo ich noch alles hinfahren könnte. Dann wollen sie weiter in Richtung El Paso, New Mexico. Ich schwärme ihnen noch schnell etwas von der Innenstadt El Pasos vor (hier steht angeblich das älteste feste Gebäude Nordamerikas, der ehemalige spanische Gouverneurspalast) und die beiden ziehen davon. Dann genieße ich noch für etwa eine Stunde die herrliche Aussicht auf den See, esse mein Lunchpaket und fahre wieder zurück in unsere Hacienda. Berthold ist noch nicht da, aber es ist ja auch erst 15.00 h. Wahrscheinlich muss er, bevor er kommt, noch das Pferd entsatteln, striegeln und die Hufe auskratzen. Ich bin für heute jedenfalls froh darüber, dass mein Motorrad nur abgestellt werden muss, aber auch gespannt darauf, was Berthold so zu erzählen hat.  

Berthold kommt schließlich gegen 16.30 h einigermaßen zerschlagen aber hochzufrieden vom Reiten zurück. Er hat eine schöne Tour durch die weiten Ebenen um Sonoita gemacht. Anstrengend war die Angelegenheit aber doch. Dennoch ist Berthold sehr zufrieden und freut sich schon auf morgen, wenn ich ebenfalls mit reite.

Nach einer Nachmittagssiesta fahren wir noch schnell in unser Stammsteakhouse und speisen genüsslich zwei wundervolle Hamburger, was auch sonst.

Kommentare sind geschlossen.