7. Tag 06.04.2010

 

Rest 6. Tag (Spielen in Las Vegas, auf dem Weg zum Millionär)

Genau das, das mit dem essen meine ich, ist inzwischen geschehen. Wir haben im Hotel das Abendbuffet genossen. Für schlappe $ 14,95 konnte man so viel essen, wie reinging und es war richtig gut. Dann sind wir zum Spielen losgezogen. Das erste Problem war der nicht vorhandene Geldeinwurfschlitz an den Automaten, nirgendwo konnte man Münzen einwerfen. Einige Spieler saßen vor den Automaten und hatten an einer Leine um den Hals befindliche scheckkartengleiche Karten in den Automaten stecken. Also gingen wir an die Kasse und fragten nach diesen Karten, um an diversen Automaten spielen zu können. Der Kassierer schaute uns nur erstaunt an und meinte, wir sollten doch wie alle anderen einfach Bargeld in den Kasten stecken. Genau das wollten wir ja und bekamen es ja eben gerade nicht hin. Wieder fragten wir offensichtlich ziemlich blöde bis der Kassierer einen vorbeilaufenden Diener beauftragte, uns in die Spielweise einzuführen. Die Sache war dann wirklich einfacher als von uns gedacht und wir verstanden den genervten Kassierer. Gott sei Dank kennt uns in Las Vegas keiner. Am unteren rechten Ende der Slotmachines, das sei für all diejenigen hier gesagt, die sich unsere Peinlichkeit ersparen wollen, wenn sie mal in Vegas auftauchen, befindet sich ein Schlitz, der Dollarnoten in jeder Stückelung annimmt. Da alle Dollarnoten gleich groß sind, orientiert sich der Automat am Bildkopf des Geldscheins.

Also: eine One-Dollar-Note in den Schlitz des 5 Cent-Automaten (wir wollten klein anfangen) und die Spielerei konnte beginnen. Wir hatten zwar keine Ahnung, wann welcher Gewinn erzielt werden konnte, aber der Kasten wusste schließlich Bescheid. Es klingelte und bimmelte bei jedem Spiel, manchmal leuchtete irgendetwas auf, manchmal nicht, aber unser Einsatz zählte kontinuierlich nach unten. Plötzlich jedoch geschah es, der ganze Automat leuchtete auf, ein höllisches Bimmelspektakel setzte ein und irgendetwas war passiert. Aber nicht an meinem Apparat, sondern an dem meines Nachbarn. Na gut, dann eben weiter spielen. Drei Einsätze später war es auch bei mir soweit: das gleiche Spektakel, die gleiche Bimmelei und ein fürchterliches Geratter. Inzwischen wusste ich, dass jeder Automat den Einsatz, der sich noch im Guthabenbereich befindet, mit einem einfachen Druck auf den „Cash-out“-Button ein Gewinn-Voucher ausdruckt, den man dann beim Kassierer zu Geld machen kann. Ich drückte voller Vorfreude auf diesen Button und der Kasten spuckte eben dieses Voucher mit dem Aufdruck „$ .10“ aus. Offensichtlich hatte ich  $ 10,00 gewonnen. Begeistert marschierte ich zum Kassierer, legte den Voucher vor und erwartete meine 10 Dollar. Der Typ, der eine blonde Negerin war, nahm den Voucher, sah mich an und legte mir 10 Cent auf den Tresen (ich bin extra an eine andere Kasse gegangen, Gott sei Dank, um nicht wieder mit dem Typen reden zu müssen, der uns vorher schon sehr mitleidig die Sache mit dem spielen erklärt hatte). Sofort reklamierte ich meine 10 Dollar, was sollte das mit den 10 Cent. Noch viel  mitleidiger blickend holte die Frau den Voucher wieder hervor und erklärte mir noch viel mitleidiger, als irgendjemand zuvor mir irgendetwas erklärt hat, dass die Sache mit dem Punkt vor der Zahl ein Komma sei und dass wohl auch in meinem Land „0,10“ oder eben „.10“ etwas anderes sei, als zum Beispiel „10,00“. Ich war in diesem Moment nicht mehr 1,96 groß, sondern marschierte unter dem Teppich, aber mit meinen 10 Cent, davon. Viel später, als ich mich von diesem Schreck erholt hatte und meine volle Körpergröße wieder erreichte, versuchte ich es erneut, diesmal aber an einer Maschine, die lediglich 1 Cent Einsatz forderte. Mit einer 20-Dollar-Note erreichte ich ein Kreditlevel von 2000. Man konnte nun für 1 Cent 2000 mal spielen, hätte dann aber von drei Reihen immer nur gewinnen können, wenn drei gleiche Zeichen in der mittleren Reihe aufgetaucht wären. Spielte man jedoch alle drei Reihen und dazu noch alle neun verschiedenen Kombinationen, erhöhte sich die Gewinnwahrscheinlichkeit erheblich, allerdings auch der Einsatz: der schnurrte dann auf 27 Cent pro Spiel nach oben. Aber egal, die Spiele gehen zwar recht schnell, aber 2000-mal für einen Cent spielen würde doch sehr lange dauern. Außerdem wollte ich ja nicht nur spielen, sondern auch gewinnen. Also Einsatz hoch und Gewinn groß, eine einfache Gleichung. Es ging los, lief am Anfang auch ganz gut, dann kam eine fast vernichtende Gewinnflaute und kurz vor dem Ende aller Möglichkeiten endlich der erhoffte größere Gewinn, der aber nur den ursprünglichen Kreditlevel wieder herstellte. Inzwischen war aber eine knappe dreiviertel Stunde vergangen und die eintönige Drückerei auf den Spielknopf ist auf Dauer auch nicht erbaulich. Als mein Kreditlevel 2004 erreicht hatte drückte ich auf den Cash-Out-Button, erhielt mein Gewinn-Voucher und ging zum Auszahlen an die dritte Kasse. Der Kassierer, wieder ein Typ, diesmal irgendwie chinesisch, meinte, dafür gäbe es Automaten, an die ich mich wenden könnte: einfach Voucher einstecken und der Kasten macht den Rest, zahlt alles ordentlich aus und das wärs. Mit größeren Vouchern könnte ich dann zu ihm kommen. Hätte ich von diesem Kasten gewusst und außerdem noch gewusst, dass auch „in meinem Land“ „.10“ etwas anderes ist als „.10“ ohne Punkt, dann wäre mir einiges an Peinlichkeit erspart geblieben. Aber so ist das nun mal, wenn man in Las Vegas (oder auch schon zuhause) von den Millionen träumt. Immerhin, 14 Cent Gesamtgewinn sind doch auch schon etwas.

7. Tag (06.04.2010) Las Vegas-Hoover Dam-Kingman/Arizona-Beach Spring

Am Morgen, nach dem ausführlichen Frühstücksbuffet (für $ 12,00 all you can eat) und dem problemlosen auschecken, geht es zum „Hoover Dam“, dem Damm, der den Colorado auf 150 Meilen Länge staut. Wir waren auch in 2003 dort und wollen heute in den Damm hineinfahren und uns die am Fuß befindlichen Turbinen und Wasserauslässe anschauen. Von dort soll es dann weiter nach Kingman in Arizona gehen, der Stadt, in der die berühmte „Route 66“, die „Motherroad of Harley Davidson“ quer durch den amerikanischen Kontinent bis nach Bosten startet. Als wir in die Nähe des Hoover Damms kommen, stehen wir im Stau, völlig ungewöhnlich für Amerikas Westen. Wir quälen uns bis zum Damm durch, überfahren ihn und wollen am östlichen Ende weiter nach Kingman. Aber auch hier staut es sich. Entnervt fahren wir, wenn möglich trotz dem Verbot „No Passing“ an der Autoschlange vorbei, bis wir vor einer unübersichtlichen Kurve dann doch in den Stau einscheren müssen. Der uns entgegenkommende Autofahrer hält neben uns an – wir denken schon, der macht uns jetzt zur Schnecke – und sagt, wir sollten ja nicht weiter fahren, der Stau dauere noch wenigstens 2 Stunden („2 hours less“). Nach kurzer Beratschlagung, die ja durch unser Helmsprechanlage hervorragend funktioniert, wenden wir und kehren zurück in Richtung Boulder/Las Vegas, von wo wir gekommen sind. Vor einer Stunde sind wir über den Hoover Damm gefahren, nun auf dem Rückweg, passieren wir eine Autoschlange von etwa 10 Meilen (= 18 km), die zum Damm wollen (vor einer Stunde, als wir dorthin gefahren sind, war es höchsten 1 Meile). Alle diese Autos müssen dann, wenn sie wie wir den Damm erreicht haben, auch noch vom Damm wieder Weg in Richtung Kingman fahren, vor dessen Weiterfahrt wir aber gerade eben von dem freundlichen Autofahrer gewarnt wurden, der uns zur Umkehr veranlasste.

Wir jedenfalls fahren über eine wunderbar ausgebaute und sehr gute Straße, die wir, wenn wir nach der Karte gefahren wären, niemals benutzt hätten, durch eine wunderbare Landschaft über die Städtchen „Billend“ und „Lightsearch“ (Namen gibt es) nach Kingman, der „Motherroad of..“ und so weiter und sofort (siehe oben). Die Landschaft ist der des „Monument Valley“ sehr ähnlich, außerdem kommt man in „Bullhead“ an das Ende des Lake Meat. In Kingman besuchen wir das „Route 66“-Museum, fotografieren eine alte Dampflok der Sanat Fe Linie und fahren dann weiter auf der original „Route 66“ über „Valentine“ (hier wohnen noch 2 alte Leute und 25 Hunde) bis nach „Beach Spring“ mitten im Indianerreservat der Navajo. Dass wir heute in „Beach Spring“ gelandet sind, ist rein zufällig. Den Ort haben wir auf der Karte gar nicht gesehen, weil er nicht eingetragen ist. Beach Spring ist aber offensichtlich der letzte Ort vor dem etwa 80 Meilen entfernten „Flagstaff“, und diese 80 Meilen waren uns einfach zu viel für maximal noch 1,5 Stunden Fahrzeit bei Tageslicht und einer Außentemperatur von knapp 10 Grad. Also „Beach Spring“ und check in im Frontier-Motel. Das Motel hat zwar schon bessere Zeiten erlebt und auch der Preis ist mit $ 65,00 recht stattlich, aber Atmosphäre ist durchaus vorhanden. Wir essen bei den Indianern einen dicken fetten Hamburger, verbrauchen fast eine ganze Flasche Heinz-Ketchup und ziehen uns dann in unser gemütliches Motelzimmer zurück. Ganz nebenbei erfahren wir noch von einem ebenfalls hier wohnenden Amerikaner, dass er die Strecke vom Hoover Damm bis Kingman versucht habe (einer aus dem 10-Meilen-Stau vor dem Damm), nach dem Damm (da, wo wir umgedreht hatten) noch drei Stunden im Stau gestanden hatte, dann endlich erfahren habe, was eigentlich los sei (die Polizei hatte die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt, die einzige Straße in Richtung Kingman, wenn man vom Hoover Damm kommt und niemanden unterrichtet, einfach unglaublich), schließlich hätten alle umdrehen müssen, zurück zum Damm und dann weiter die gleiche Strecke, die wir auch schon in aller Gemütlichkeit gefahren sind. Natürlich bekam er hier nichts mehr zu essen (die Indianerkneipe macht schon um 20.00h zu), aber wenigstens ein Zimmer. Dieser arme Kerl war nur eine einzige Stunde später von Las Vegas auf dem Weg zum Hoover Dam als wir. Als er uns diese Geschichte erzählt, ist es fast Mitternacht. Wir sind schon fast sieben Stunden hier, haben gegessen, den Sonnenuntergang bewundert, unsere Berichte geschrieben und ins Netz gestellt und wollen gerade ins Bett.

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