16. Tag (Donnerstag, 15.04.2010) Blythe – Los Angeles
In Blythe starten wir nach einem sehr dürftigen inkludierten Continental Breakfast gegen 9.00 h. Ein sogenanntes „Continental Breakfast inclusiv“ bedeutet, dass der Motelbetreiber im Übernachtungspreis eingeschlossen am anderen Morgen ein Frühstück zur Verfügung stellt. Dieses Frühstück besteht aus Kaffee, Orangensaft, meist ein wenig Obst (Bananen, Äpfel), Cornflakes und irgendwelchen Muffins, die er entweder selber backt oder irgendwo abgepackt gekauft hat. Kommt man zu spät, ist kaum noch etwas da. Heute waren für jeden nur noch drei Muffins und ein Becher Kaffee da. Obwohl das Frühstück bis um 10.30 h eingenommen werden kann und es erst 7.30 h war, hatten alle anderen Motelgäste ganz offensichtlich schon gefrühstückt. Einige davon gehörten wohl zu den durchaus typischen amerikanischen 300 Pfund-und-mehr-Paketen, die natürlich etwas weghauen können, insbesondere dann, wenn sie ein paar Stunden lang nichts gegessen haben. Als wir meckerten meinte die indische Betreiberin nur: „I am sorry, you are to late!“ Also Leute: von Motels mit dem Versprechen „inclusiv continental breakfast“ einen Bogen machen, nur nehmen, wenn es überhaupt nicht anders geht (aber meistens geht es anders, es sei denn, es ist das einzige Motel am Platze) und mindestens nachschauen, wie schwer die anderen Gäste sind. Bei uns ging es nicht anders, obwohl noch mehrere andere Motels am Platze waren, aber unser „Knights Inn“ war das einzige mit Internetanschluss und die anderen Gäste haben wir auch nicht gesehen
Kurz bevor wir zum Frühstücken losziehen wollen, ich bin gerade am Pool und Berthold macht sich frühstücksfertig, gibt es ein lautes Scheppern und Bertholds Harley liegt auf der Seite. Ein Typ mit Pick-up hat sie umgefahren und ist einfach davon gebraust. Ich sehe ihn noch wegfahren und brülle hinter ihm her, aber er fährt einfach weiter. Als wir schließlich die Harley wieder aufgerichtet und untersucht haben stellen wir fest, dass sie nicht den kleinsten Kratzer abbekommen hat.
Wir starten schließlich gegen 9.00 h und fahren die I-10 Richtung West. Der Weg führt uns immer noch durch eine endlose Wüstenlandschaft, aber die Strecke ist etwas interessanter als gestern geworden. Weite Prärieflächen wechseln sich mit schroffen Felslandschaften ab. Auch tauchen immer wieder die großen Organ-Pipe-Kakteen auf. Nach einer Weile erreichen wir das „General-Patton-Memorial“, eine Gedenkstätte und ein Museum. General Patton und sein Pittbull, die beiden sind nur gemeinsam denkbar, war der oberbefehlshabende General der amerikanischen Afrikaarmee im zweiten Weltkrieg. Patton war auch schon im ersten Weltkrieg aktiv und auch Korea lehrte er das Fürchten, ein richtiger Haudegen und obendrein Sohn der Stadt Blythe. Das Museum haben wir schon bei unserer ersten Reise 2003 besucht. Es zeichnet sich durch eine seriöse Objektivität aus. Das deutsche Afrikaheer wird als ernstzunehmender Gegner dargestellt, der ehrenhaft gekämpft hat.
Dann fahren wir nur eine Ausfahrt weiter und biegen ab zum „Joshua-Tree-National-Park“. Dieser Park zeichnet sich durch besondere Kakteen aus, die nur hier in dieser Gegend zu finden sind. Der Park ist zweigeteilt. Die westliche Hälfte ist etwa 1000 Meter hoch und gehört zur „Mojave-Wüste“. Hier gedeiht der Joshua Tree. Er ist kein Baum im eigentlichen Sinne, sondern eine Art des „Yucca“. Der Stamm sieht aus wie der einer Tanne, aber seine Blätter gleichen großen Kakteen. Die Joshua-Trees werden bis zu 13 Metern hoch und sehen insgesamt recht putzig aus. Seine Blüten sind cremefarbig und sehen aus wie Bananenstauden. Alles ist wirklich recht ungewöhnlich. Die östliche Hälfte des Parkes ist nicht mehr so hoch und gehört zur Colorado-Wüste. Hier wächst vorzugsweise der „Jumping cholla“-Kaktus, der aussieht wie ein Teddybär. Aber man sollte alle Kuschelversuche vermeiden. Das Ding hat feste Stacheln mit Widerhaken an allen Ecken und Enden. Der große blühende „ocotillo“-Kaktus lockt vor allem Kolibris (huminbirds) in Massen an. Wir haben bei unserem heutigen Besuch aber keine gesehen. Die gesamte Vegetation ist hier im Gegensatz zu früheren Jahren um etwa 2 bis 3 Wochen zurück. Die „Ocotillos“ fangen gerade erst an zu blühen, die Blüten sind aber noch nicht offen, so dass es für die Kolibris noch nichts zu futtern gibt. Bei unserem ersten Besuch in 2003 konnten wir jedoch dutzende von Kolibris an den „Ocotillos“ bewundern.
Wir verlassen den wunderschönen Park schließlich am westlichen Ende und kommen nach Palm Springs. Es gibt hier in der Gegend mehrere „Palm Springs“, das berühmteste ist das mit den vielen Millionären in der Nähe von Los Angeles. Unser heutiges Palm Springs ist eher etwas für Arme. Deshalb fahren wir auch nur schnell durch immer in Richtung Los Angeles. Wir kommen schließlich durch ein schluchtartiges Tal, in dem es vor Windkrafträdern nur so wimmelt. Es ist strategisch sehr gut gelegen und alle Windräder drehen sich wie verrückt. Das Tal erzeugt einen Kamineffekt, der die warme Luft im Tal stetig hinauf zum Bergkamm wehen lässt und so tausende von Windrädern antreibt. Hier befindet sich das größte Windradfeld Kaliforniens, wie wir einem Schild am Ende des Tales entnehmen können. Wir sind schon 2003 hier vorbeigekommen und waren sehr beeindruckt, das Feld ist heute jedoch doppelt so groß wie damals und noch immer ist Platz genug vorhanden, weitere Windräder zu platzieren.
Dann erreichen wir die ersten Vorstädte von Los Angeles. Der Verkehr nimmt schlagartig zu. Plötzlich ist die vormals meist dreispurige I-10 siebenspurig. Bis nach Los Angeles sind aber immer noch rund 60 Meilen zu fahren. Wir kommen voran. In einem der Vororte suchen wir einen Angelsportladen, weil Berthold eine spezielle Fliegenfischerschnur kaufen will, die hier um die 50 % billiger sein soll als bei uns zu Hause. Nach einigem Hin und Her finden wir das Geschäft und gehen hinein. Wir sind schlicht überwältigt. Das Geschäft gleicht einer Parklandschaft. Es ist das größte Geschäft seiner Art für Angel-, Jagd- und Wassersport in Los Angeles. Wir machen im Inneren einige Bilder und sind sehr beeindruckt. So etwas haben wir noch nirgendwo gesehen. Der Besuch dieses Geschäftes kostet uns einige Zeit und wir kommen mitten in den Feierabendverkehr von Los Angeles. Die Sautobahn ist inzwischen 10-spurig, und zwar in die Stadt hinein wie aus der Stadt hinaus. In beiden Richtungen sind alle Spuren voll besetzt, aber es geht nach wie vor voran. Inzwischen fahren schon drei Stunden in Los Angeles und seinen unzähligen Vorstädten herum und noch immer ist unser vorgebuchtes Hotel in der Nähe der „Universal-Studios“ nicht in Sicht. Sehen können wir unser „Airtel Plaza Hotel“ tatsächlich erst, als wir direkt davor stehen. Wir haben auch nichts anderes erwartet. Das Hotel ist klasse. Uns erwartet ein riesiges Zimmer mit allem Komfort und zurück, draußen sind zwei Pools vorhanden und auch ein Fitness-Raum mit allerhand Gerätschaften kann benutzt werden. Wir verspeisen im hoteleigenen sehr guten Restaurant unseren obligatorischen Hamburger, der uns heute vornehm auf Porzellantellern mit richtigen Messern und Gabeln aus Metall serviert wird. Dazu trinken wir gezapftes Bier in Gläsern (sogenanntes „draft-beer“). Normalerweise bekommt man Bier in der Flasche ohne Glas. Nur selten gibt es ein frisch Gezapftes. Wir trinken gleich noch zwei weitere Draft-Beer (Miller-Light“) und ziehen uns dann in unser Zimmer zurück, das heute wirklich als „Suite“ bezeichnet werden kann.